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Welche Arten von Rebound-Effekten gibt es?

Die Einhaltung planetarer Grenzen ist erforderlich, um die Lebensgrundlagen des Menschen auf der Erde zu erhalten. Eine Herausforderung ist dabei der anhaltend starke Konsum insbesondere in den Industrieländern. Allerdings haben in den letzten Jahren erfreulicherweise viele Menschen angefangen, ihr Verhalten zu verändern. Sie achten nicht nur darauf, Ressourcen effektiver zu nutzen und sparsam einzusetzen, sondern auch weniger zu konsumieren. Durch verändertes Verbraucherverhalten kann aber die angestrebte Wirkung von bspw. Effizienzmaßnahmen gemindert werden oder sogar zu einem Mehrverbrauch führen. Es kommt zu einem unerwünschten Phänomen: dem Rebound-Effekt. [1]

Der Effekt – auch Abprall- oder Rückschlag-Effekt genannt – wurde bereits 1865 bei der Einführung der Dampfmaschine entdeckt und seit den 1980er Jahren wissenschaftlich erforscht und diskutiert [2, 4]. Nichtsdestotrotz bleibt die Thematik in umweltpolitischen Debatten und Untersuchungen bis heute oft unberücksichtigt [4].

Forschende differenzieren zwischen verschiedenen Arten von Rebound-Effekten:

Direkter Rebound-Effekt

Der direkte Rebound-Effekt bezieht sich auf die erhöhte Nachfrage und stärkeren Nutzung der gleichen Dienstleistung bzw. des Produktes aufgrund ihrer gesteigerten Effizienz. [3]. Zum Beispiel wird durch eine effizientere Glühbirne Energie eingespart, die (teilweise) für längere Beleuchtungszeiten verwendet wird.

Indirekter Rebound-Effekt

Der indirekte Rebound-Effekt kommt zustande, wenn aufgrund der Effizienzsteigerung, Einsparungen an anderer Stelle wieder ausgegeben werden. Dadurch steigt der Energieverbrauch durch die Nutzung alternativer Leistungen und Produkte. [3]

Beispielsweise wird ein energieeffizientes Auto angeschafft, das die Kosten für den benötigten Treibstoff stark minimiert. Das ersparte Geld wird im Gegenzug dafür verwendet, häufiger in den Urlaub zu fliegen. 

Direkter und indirekter Rebound-Effekt

Mentaler Rebound-Effekt 

Der mentale Rebound-Effekt (auch psychologischer Rebound-Effekt genannt) erklärt die Kausalität von zusätzlichem Verbrauch und Effizienz-Einsparungen mit moralischer Selbstlegitimierung (Moral licensing). Wer durch die Nutzung effizienter Technologien erfolgreich Ressourcen oder Energie gespart hat, bewertet die eigene Verhaltensweise als moralisch richtig. Folglich erscheint das Handeln entgegen ökologischer Maßstäbe an anderer Stelle leichter zu rechtfertigen [3].

Zum Beispiel kann durch die Investition in ein Nullenergiehaus der häusliche Energieverbrauch auf das Minimum reduziert werden. Im Umkehrschluss ist das schlechte Gewissen, anschließend ein Auto mit einem hohen Energieverbrauch anzuschaffen eher gering.

Makroökonomischer Rebound-Effekt

Wird das Phänomen auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene betrachtet, so treten neben den bereits aufgeführten Folgen zusätzliche makroökonomische Rebound-Effekte auf. Diese können beispielsweise aus Preiseffekten resultieren, wenn ein effizienter hergestelltes Produkt günstiger und dadurch häufiger verkauft wird. Dies führt wiederum zu einer gesteigerten Nutzung auf Seite der Konsument*innen. Zudem können Wachstumseffekte zu makroökonomischen Rebound-Effekten beitragen, wenn eine höhere Effizienz die Produktivität von Energie oder Werkstoffen erhöht und diese fortan im gesamten Wirtschaftszweig mehr genutzt werden. [7]

Beispielsweise kann es einem Unternehmen gelingen, eine vergleichsweise zu Konkurrenzprodukten deutlich energieeffizientere Waschmaschine herzustellen. Durch Subventionen und eine hohe Nachfrage seitens der Kunden ist es dem Unternehmen möglich, das Produkt zu einem kostengünstiger anzubieten. So kann eine wachsende Kundenzahl die neue Waschmaschine erwerben. Folglich entsteht eine größere Menge an Werkstoffen als auch ein höherer Energieaufwand in der Produktion.

Wie können Rebound-Effekte vermieden werden? 

Energie und Ressourcen effizienter einzusetzen, muss also nicht zwangsläufig zur gewünschten Einsparung führen. Suffizienz könnte die Antwort sein. Ein suffizientes Leben wirkt sich in vier Dimensionen aus, den „vier E´s“: Entkommerzialisierung, Entflechtung, Entrümpelung und Entschleunigung. Die Begriffe stellen im Sinne von Leitplanken eine Hilfestellung dar, um den Alltag suffizienter zu gestalten und Reboundeffekte zu vermeiden.

Entkommerzialisierung ist eine Strategie, die darauf abzielt, dem Leben und Wirtschaften außerhalb von „Kaufen und Besitzen“ wieder mehr Bedeutung beizumessen.

Entflechtung fordert uns auf, die eigene Region und das Lokale wieder stärker wertzuschätzen. 

Das Prinzip der Entrümpelung verdeutlicht uns, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben. Es lohnt sich daher innezuhalten und das Leben von nicht mehr benötigten Dingen zu befreien.

Das Postulat der Entschleunigung geht Hand in Hand mit dem der Entrümpelung. Denn unsere moderne Zeit ist von Hektik geprägt. Eher ist es ratsam, den sprichwörtlichen Gang herunterzuschalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen. 

Ein weiteres Prinzip ist die Suffizienzpyramide – auch Anti-Verbraucher-Pyramide – genannt. Mithilfe von unterschiedlich großen Segmenten verdeutlicht sie, in welchem Umfang bestimmte Konsum- und Verhaltensweisen zu einem suffizienteren Leben beitragen können. Je größer eine Stufe ist, desto höher der Beitrag dazu.

Suffizienzpyramide

Im Sinne der Suffizienz sollte bspw. das Auto von Freund*innen ausgeliehen oder die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werde, anstatt ein eigenes anzuschaffen. Küchengeräte können oft gebraucht gekauft oder im persönlichen Bekanntenkreis geliehen werden. Es gibt viele Möglichkeiten, den Kauf neuer Konsumgüter zu umgehen und dadurch nachhaltiger zu leben. 

Suffizienz stellt einen notwendigen gesellschaftlichen Kulturwandel in den Mittelpunkt. Dieser verlangt nicht, in Armut, Hunger oder Askese zu leben. Stattdessen geht es um das richtige Maß der Bedürfnisbefriedigung vor dem Hintergrund knapper und wertvoller Ressourcen. Wer Nachhaltigkeit plant, muss immer Suffizienz mitdenken. Dadurch können Maßnahmen zur Effizienzsteigerung so konzipiert werden, dass Potenziale weitestgehend ausgeschöpft und Rebound-Effekte vermieden werden [1].

Quellenangaben 

[1] Umweltbundesamt, 2016: abgerufen am 06.12.2021 von  https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/rebound-effekte_wie_koennen_sie_effektiv_begrenzt_werden_handbuch.pdf

[2] Klimareporter: abgerufen am 05.12.2021 von https://www.klimareporter.de/lexikon/reboundeffekt (keine Primärquellen angegeben) 

[3] Integration nachhaltiger Entwicklung in die Berufsbildung – INEBB, 2018: abgerufen am 15.12.2021 von https://inebb.org/wp-content/uploads/2018/12/M3-06_Effizienz-Suffizienz-Rebound-Effekt.pdf

[4] Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, 2013: abgerufen am 15.12.2021 von https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/4219/file/ImpW5.pdf 

[5] Suffizienzpyramide (Anti-Vebraucher*innen-Pyramide), Deutsche Umweltstiftung, 2021: abgerufen am 07.01.2022 von https://suffizienzdetektive.de/wp-content/uploads/2020/08/A3-Erklaerposter-Anti-Verbraucher-Pyramide-1.png 

[6] Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, 2021: abgerufen am 27.01.2022 von https://www.macro-rebounds.org/deutsch/rebound-effekt/makro-rebounds/