Liebe Freunde, Förderer und Stifter der Deutschen Umweltstiftung,
„zu spät und zu teuer“ – das war die erste Reaktion vieler Umweltengagierter auf die Ergebnisse der Kohlekommission. Das kann man durchaus so sehen. Ich sehe das noch radikaler:
Die Kohlekommission war eine Pleite!
Damit meine ich nicht das streckenweise absurde Geschacher um Ausstiegstermine und Kompensationsmilliarden, sondern das unerträgliche Gegeneinanderausspielen von Klimaschutz und Wohlstand, festgemacht am Mantra des Wirtschaftswachstums.
Natürlich: Wer Wachstum als Voraussetzung für Wohlstand sieht, der sieht Umwelt- und Klimaschutz als Wohlstandsgefährdung. Nur: Dieses Denken ist längst überholt. Ich habe dazu in der Süddeutschen Zeitung einen längeren Kommentar veröffentlicht.
Die Frage, die der Beitrag diskutiert: Was hat Wachstum uns bislang gebracht? Ökosysteme kollabieren, unsere Lebensgrundlagen sind in einem katastrophalen Zustand, wir haben dem Planeten einen schnellen Klimawandel beschert. Und wie geht es den Menschen und der Gesellschaft? Da wir in den letzten Jahrzehnten stetes Wirtschaftswachstum genossen, müsste es uns doch gut gehen, vor allem unsere Kinder und Enkel müssten glänzende Perspektiven haben. Aber der Befund ist gegenteilig: Den öffentlichen Haushalten fehlt Geld, die gewachsenen Ressourcen sind abgewandert.
Wir mussten einen Mindestlohn einführen, die Rente reicht bald nicht mehr zum Leben, die Mieten sind unbezahlbar. Die Kinderarmut ist beschämend. Wohlstand und Lebensqualität durch Wachstum? Nein. Zudem gefährdet unser Lebensstil Gesundheit und Lebensgrundlagen in Ländern, die landwirtschaftliche und industrielle Güter für uns produzieren.
Wer die Zukunft der Menschheit sichern will, muss weiteres Wirtschaftswachstum verhindern. Um Klimaschutz zu erreichen, muss Suffizienz statt Wachstum zur persönlichen, politischen und ökonomischen Prämisse werden.
Die Deutsche Umweltstiftung startet deshalb eine langfristige Kampagne zur Förderung einer Zukunft, die sich vom Mantra des Wachstums emanzipiert. Wir wollen darin beispielhaftes Engagement vorstellen und konkrete Tipps für individuelle Handlungsmöglichkeiten gegen unbedachten Konsum vorstellen.
Wie alle Kampagnen der Deutschen Umweltstiftung in der Vergangenheit wird auch diese vollständig auf ehrenamtliches Engagement setzen. Wir laden unsere Freunde, Förderer und Stifter dazu ein, sich an der Planung und Umsetzung dieser Kampagne zu beteiligen.
Gemeinsam können wir viel erreichen!
Herzlichst, Jörg Sommer
Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung