Schluss mit unbedachtem COnsum

Wenn wir uns keine Gedanken über unseren CO2-Ausstoß machen, erübrigen sich Flugreisen in wärmere Gefilde bald von selbst. Foto: NickCanon / Pixabay

Fast zwölf Tonnen CO2 verbrauchen Deutsche durchschnittlich jedes Jahr. Um die aktuellen Klimaschutzziele zu erreichen, dürften wir allerdings nur etwa 4 Tonnen verbrauchen – also ein Drittel des aktuellen Werts.

Aber wie erreichen wir diese Einsparung? Zuallererst, indem jede*r von uns bei sich selbst anfängt! Wissen Sie, wie viel CO2 Sie jedes Jahr verbrauchen? CO2-Rechner wie der vom Umweltbundesamt verraten es Ihnen.

Damit können Sie nicht nur Ihren aktuellen Verbrauch berechnen, sondern auch eine Verlaufskurve Ihres persönlichen Verbrauchs bis 2050. So sehen Sie anschaulich, in welchen Bereichen Sie noch Spielraum für Einsparungen haben und können Ihre Bilanz für die Zukunft optimieren.

Eine Alternative für Quizfans ist der Klimarechner von WWF. Bei dieser Variante machen Sie in 35 Fragen Angaben zu Ihrem persönlichen Konsumverhalten. Daraus wird anschließend ihr CO2-Fußabdruck berechnet:.

Praktisch dabei: Unter jeder Frage finden Sie Tipps, wie Sie ihren CO2-Verbrauch im konkreten Fall vermindern können. Ihr Ergebnis können Sie sich anschließend per E-Mail zusenden lassen.

Eine Alternative speziell für Autofahrer*innen und Flieger*innen sind die CO2-Rechner von Atmosfair und Naturefund: Hier brauchen Sie jeweils nur zwei Angaben zu machen, um die ausgestoßene Menge CO2 für eine bestimmte Fahrt oder einen bestimmten Flug zu berechnen.

Die Angaben dieser beiden Rechner sind zwar weniger detailliert und lassen auch keine Angaben zu künftigen Entwicklungen zu. Dafür können Sie direkt im Anschluss an die Berechnung Bäume pflanzen oder nachhaltige Projekte unterstützen, um ihren CO2-Ausstoß zu kompensieren.

Damit verringern Sie nicht nur Ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck – Sie vergrößern auch Ihren ökologischen Handabdruck. Dieser Wert soll ein positives Gegenmodell zum ökologischen Fußabdruck darstellen. Denn nicht die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, sondern der gesellschaftliche und nachhaltige Mehrwert von Handlungen und Produkten steht hier im Fokus. In diesem Sinne: Einfach mal die Füße hochlegen, Hand drauf!

Weniger Ressourcenverbrauch, mehr Lebensqualität – ein Gastbeitrag von Christine Wenzl

Für eine nachhaltige Entwicklung müssen wir unser Konsumverhalten umstellen und weniger verbrauchen. Doch um langfristig mehr Suffizienz zu erreichen, muss auch die Kommunal- und Bundespolitik aktiv werden und Umsteuerungsmaßnahmen ergreifen.

Umweltschädliche Subventionen beispielsweise für Dieselkraftstoffe und Kerosin liefern falsche Anreize. Foto: ResoneTIC / Pixabay.

Am 3. Mai 2019 war der deutsche Erdüberlastungstag: An diesem Tag hatte Deutschland – rein rechnerisch – alle für das gesamte Jahr zur Verfügung stehenden erneuerbaren Ressourcen verbraucht. Würden alle Staaten so wirtschaften und alle Menschen auf der Welt so leben wie Deutschland, so bräuchten wir drei Planeten.

Allzu offensichtlich haben wir die Grenzen unseres Planeten erreicht. Die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse sind alarmierend: Sie betreffen die Auswirkungen der Klimakrise, die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll, den weltweiten Verlust der Artenvielfalt. Tatsächlich kalkulieren auch Wirtschaftsunternehmen, Banken und Versicherungen längst mit beträchtlichen Umweltschäden. Auch Ökonomen haben eingesehen: Wirtschaft kann nicht immer weiter wachsen. Zugleich stellen immer mehr Menschen hierzulande die Verheißungen des „immer schneller, immer mehr“ und eines unbegrenzten Konsums in Frage.

Weniger ist mehr: Von Reparaturinitiativen bis Radverkehr

Weniger ist mehr: Dieses Motto bringt immer häufiger Menschen zusammen. Sie setzen Ideen eines nachhaltigen Wirtschaftens und Lebens praktisch um. Weit über 700 Reparaturinitiativen organisieren deutschlandweit regelmäßige Treffen, um defekte Alltagsgegenstände gemeinschaftlich zu reparieren. Leihläden und Onlineportale ermöglichen weniger Konsum; in Ernährungsräten kommen Landwirte, Einkäuferinnen, Politik und Verwaltung zusammen, um unsere Städte gesund und regional zu ernähren und die bäuerliche Landwirtschaft im Umland zu erhalten.

Auch im eigenen Alltag pflegen immer mehr Menschen nachhaltige Lebensstile – indem sie auf Ökostrom umsteigen, weniger Fleisch essen und weniger Plastik verbrauchen oder Carsharing betreiben, statt selbst ein Auto zu besitzen. Oder indem sie öfter aufs Fahrrad steigen.

Ein Beispiel, das anschaulich zeigt, wie essenziell gute Rahmenbedingungen sind: Zugeparkte Radwege, zu schnell fahrende Autos, keine Abstellmöglichkeiten – dies und anderes mindert vielerorts die Freude am Radfahren. Dabei wünschen sich 79 Prozent der Deutschen bessere Alternativen zum Auto. Laut einer neuen Studie des Umweltbundesamtes ist eine große Mehrheit derer, die hauptsächlich Auto fahren, bereit, auf das Rad oder auf Öffentliche umzusteigen.

An diese Bereitschaft müssen Städte und Gemeinden stärker anknüpfen. Sie haben es in der Hand, die Nahversorgung zu verbessern, für einen preiswerten öffentlichen Verkehr mit guter Anbindung zu sorgen und mehr und bessere Radwege auszuweisen. Doch auch die Bundespolitik ist gefragt: Sie muss die Kommunen unterstützen. Man stelle sich vor, sie streiche die (jährlich!) 28,6 Milliarden Euro umweltschädlicher Verkehrssubventionen – und beschließe stattdessen, eine klimaschonende Mobilität zu fördern: mit einer Investitionsoffensive für den Rad- und Fußverkehr und einer Politik, die für deutlich weniger Autos in unseren Städten sorgt. All das würde unsere Lebensqualität spürbar erhöhen.

Klare Regeln, gute Angebote: Politik ist gefragt

Politische Maßnahmen, Anreize und Impulse sind auch in anderen Bereichen sind gefordert – und auch hier setzt der BUND mit seinem Engagement an.

Zum Beispiel Reparatur. Ein erster Schritt: In ihrer neuen Richtlinie für Ökodesign hat die EU z.B. für Waschmaschinen, Fernsehgeräte und Leuchten Vorgaben festgelegt, um die Reparatur zu erleichtern. So müssen Produkte zerlegbar sein und Ersatzteile verfügbar. Jetzt ist die Bundesregierung am Zug. Sie muss national dafür sorgen, dass Reparaturen für Verbraucher*innen tatsächlich leichter möglich werden.

Zum Beispiel Fleischkonsum. Durchschnittlich rund 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf verspeisten die Deutschen im Jahr 2017; als gesund gilt höchstens die Hälfte. Es ist Zeit für ökologische und vegetarische Alternativen auf den Speiseplänen von Kitas, Schulen, öffentlichen Kantinen. Und: Die Bundesregierung muss eine verbindliche Haltungskennzeichnung für Fleisch schaffen. Damit wir beim Einkauf erkennen können, wie die Tiere gehalten wurden.

Denn bislang wird die Verantwortung für einen Lebensstil, der weniger Ressourcen verbraucht, noch allzu oft als rein persönliche Entscheidung angesehen. Tatsächlich ist aber die Politik gefragt. Der BUND plädiert daher für Suffizienzpolitik. Sie muss den Rahmen setzen für zukunftsfähige Lebensstile und Suffizienz. Mehr Effizienz und technische Lösungen allein reichen nicht, um unseren Energie-, Material- und Flächenverbrauch absolut zu begrenzen. Auch wenn in der Gebäudesanierung, in effizienteren Geräten und Autos enormes Potenzial liegt: Unsere Klimaschutzziele bleiben außer Reichweite, wenn zugleich die Zahl der Autos, ihre Größe und Leistungsstärke weiter ungebremst wachsen. Oder wenn immer neue Wohn- und Gewerbegebiete entstehen, selbst bei sinkender Einwohnerzahl.

Umweltschädliche Subventionen streichen – Nachhaltigkeitsziele umsetzen

Die Bundesregierung muss politisch mutig und konsequent gegensteuern. Vor allem aber wird immer offensichtlicher, dass ein wirksamer Ressourcenschutz mit ungebremstem Wirtschaftswachstum nicht vereinbar ist. Es gilt, Alternativen aufzuzeigen. Für Wohlstand und soziale Gerechtigkeit – statt Wachstum um jeden Preis!

Ein erster konsequenter Schritt wäre, endlich alle umweltschädlichen Subventionen abzuschaffen. Die Subventionen – u.a. Steuervergünstigungen für Kohle, Dieselkraftstoffe und Kerosin – belaufen sich auf über 57 Milliarden Euro im Jahr. Sie belasten den Staatshaushalt doppelt: Zunächst durch Mehrausgaben und Mindereinnahmen des Staates, später durch erhöhte Kosten, um die  Schäden an Umwelt und Gesundheit zu beseitigen.

Einen guten Rahmen für eine nachhaltige Politikwende bilden die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Bis zum Jahr 2030 will die Weltgemeinschaft Hunger und Armut beenden, die weltweite Ungleichheit verringern, allen Menschen Zugang zu nachhaltiger Energie verschaffen, den Klimawandel bekämpfen, den Artenverlust stoppen. Die Ziele machen Hoffnung, sie gelten für alle Länder der Welt und vereinen soziale und Umweltziele miteinander.

Höchste Zeit für die Bundesregierung, diese Agenda zur politischen Priorität zu erklären und umzusetzen. Seit 2016 orientiert sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie an der globalen Agenda, doch bislang sind wesentliche Ziele wie das Klimaschutzziel 2020 fern davon, erreicht zu werden. Auch im Verkehr, in der Landwirtschaft, beim Artenschutz und im Umgang mit Böden und Flächen gilt es dringend umzusteuern. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, verantwortungsbewusst mit unseren Lebensgrundlagen umzugehen. Nur so werden heutige und zukünftige Generationen weltweit ein Leben in Würde führen können, gemäß ihren Bedürfnissen. Ohne grundlegende Veränderungen in unserer Wirtschafts- und Lebensweise wird dies nicht gelingen. Denn aktuell ist unser westlicher Lebensstil von globaler Gerechtigkeit weit entfernt.

Über die Autorin
© Christine Wenzl

Christine Wenzl ist die Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit beim Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND).

Ein Suffizienz-Netzwerk für Thüringen – ein Gastbeitrag von Robert Bednarsky, Rica Braune und Sebastian Götte

©slideshare (bearbeitet)

Nimmt man die Nachhaltigkeit mit ihren drei Dimensionen der Suffizienz, Konsistenz und Effizienz als Lebens- und Wirtschaftsprinzip ernst, dann bedeutet das eine sehr grundlegende Transformation aller gesellschaftlichen Handlungsbereiche. Bei dieser Transformation müssen Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft sowie Medien und jedes Individuum Hand in Hand arbeiten.

Auf politischer Ebene bedarf es einer mutigen Orientierungs- und Steuerungspolitik, die den Mitgliedern der Gesellschaft durch einen veränderten Handlungsrahmen deutlich macht, in welche Richtung die Zukunft gehen soll. Aus Sicht der Initiatoren des Netzwerks Suffizienz in Thüringen braucht es einen solchen Handlungsrahmen, um suffiziente Praktiken gegenüber anderen attraktiv zu machen.

Denn die großen Herausforderungen von sozialer Ungleichheit, das massive Artensterben und die Begrenzung der Erderwärmung durch den menschengemachten Klimawandel werden wir nur mit grüner Technologie nicht bewältigen können. Was aber nicht besagt, dass wir hier die Dimensionen des kulturellen Wandels gegeneinander stellen: Nein, so denken wir nicht und betonen, dass alles erdenklich Mögliche in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit getan werden muss und das auch noch schnellstmöglich!

In der Wirtschaft müssen sich zum Beispiel neue Unternehmensziele und -strategien durchsetzen, die nicht allein auf materielles Wachstum und Umsatzsteigerung sowie Gewinnmaximierung der Kapitalseite setzen. In der Zivilgesellschaft bedarf es avantgardistischer Initiativen, die suffiziente Praktiken in vielen Handlungsbereichen (Mobilität, Energie, Landwirtschaft, Ernährung, Konsum etc.) im Kleinen ausprobieren und Vorbild, Leuchttürme sein könnten. Diese können dann mit Hilfe politischer Steuerung in der gesamten Gesellschaft verbreitet werden.

©Rockström et al (bearbeitet)

Diese Prozesse müssen auf allen gesellschaftlichen Ebenen – also in Deutschland auf Bundesebene, in den Bundesländern und Kommunen angestoßen werden. Deshalb haben wir uns als Initiativ-Gruppe von Suffizienz-Überzeugten Anfang 2018 dazu entschieden, den Faden für Thüringen aufzunehmen.

Wie kann es gelingen, mehr Menschen für suffiziente Praktiken zu begeistern? Sie davon zu überzeugen, dass ein ressourcenleichterer Lebensstil den ökologischen Fußabdruck reduziert und die eigene Lebensqualität erhöht? Die Thüringer Mitglieder der „Suffizienz-Gruppe“ haben sich das Ziel gestellt, an dieser Frage zu arbeiten. Dabei sollen über die RENN.mitte (Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien) auch die anderen mitteldeutschen Bundesländer einbezogen werden.

©Kate Raworth (bearbeitet)

Auf mittlere Sicht sind Maßnahmen der Erwachsenenbildung und auch ganz konkrete Projekte zur Umsetzung suffizienter Praktiken geplant. Dabei halten wir den Fokus offen, denn Ansatzpunkte gibt es in praktisch allen gesellschaftlichen Teilbereichen, wie Mobilität, Nahrungsversorgung, Gesundheit, Arbeitswelt und vielen anderen.

Wir verfolgen als grundlegende Strategie, ein Thüringer Netzwerk aufzubauen, mit dem Ziel, die Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Richtung eines suffizienten Zusammenlebens zu motivieren. Dabei soll Wohlstand anders gelebt und eine rückwärtsgewandte Verzichtsdiskussion („Askese ist cool“ o.ä.) vermieden werden.

Die nachfolgenden Ziele will die Steuergruppe in 2019 und darüber hinaus weiterverfolgen:

  1. Thüringen als lebenswerten und nicht nur materialistisch orientierten Lebensraum erfahrbar, erlebbar machen und dafür werben.
  2. Aufklärung und Vernetzung in Thüringen und Mitteldeutschland voranbringen, damit die Akteure Kräfte bündeln und voneinander lernen und vorhandene, exemplarische Leuchttürme bekannter werden.
  3. Mit kleinen und großen Veranstaltungen und zivil- und parteipolitischen Maßnahmen den Entwicklungsprozess hin zu einem sozial-ökologischen Wandel weiter unterstützen und beschleunigen. Dabei gilt es vor allem, Suffizienz kontinuierlich in die breitere Gesellschaft hineintragen und so immer mehr Menschen von diesem notwendigen Handeln überzeugen.

Wir wissen es alle: Wir haben nicht mehr viel Zeit, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise auf planetar verträglichere Füße zu stellen. Wer Lust hat mitzutrommeln und mitzuwirken, ist herzlich willkommen!

Über die Autoren
© Matthias Eckert Fotografie.

Robert Bednarsky, Rica Braune und Sebastian Götte (v. l. n. r.) engagieren sich als private Bürger*innen für einen Wandel hin zu einer suffizienteren Gesellschaft. Gemeinsam mit weiteren Engagierten haben sie in Thüringen die Initiative „Wohlstand neu definieren“ gegründet. Diese will als Bündnis zivilgesellschaftlicher Akteure Thüringens Weg aus der Wachstumsgesellschaft mitgestalten. Als Teil des Steuerungskreises der Initiative haben sie die Auftakt-Tagung zum Thüringer Netzwerk Suffizienz organisiert, koordiniert und moderiert.

Tauschen

Durch Kaufkonsum von neuwertigen Produkten wird Wirtschaftswachstum unterstützt. Flohmärkte und Online-Plattformen wie „Kleiderkreisel“ oder „Ebay-Kleinanzeigen“ bieten hier nur teilweise eine Alternative. So werden als gebraucht deklarierte Sachen immer öfter überteuert verkauft. Mit Blick auf die dritte Stufe der Anti-Verbraucher-Pyramide „Tauschen“ kann dieses Problem umgangen werden.

Durch Kleidertauschpartys kann man seinen Kleiderschrank umkrempeln. Als Extra spart man, durch den Verzicht auf neue Klamotten, Energie und vermindert den Ressourcenverbrauch. Foto: rose_mcavoy / Pixabay

Ein gutes Beispiel für die dritte Stufe „Tauschen“ bieten sogenannte „Kleidertauschpartys“. Wie das Wort „Kleidertausch“ vermuten lässt, tauschen Menschen ihre mitgebrachten Anziehsachen, die sie nicht mehr haben wollen.

Kleidertausch Kreuzberg

Vor über drei Jahren wurde die ehrenamtliche Initiative „Kleidertausch Kreuzberg“ in Berlin gegründet. Egal ob für Kinder, Frauen oder Männer – hier ist jede Art von Bekleidung gewünscht.

©Deutsche Umweltstiftung
Alle drei Monate findet der Kleidertausch für Erwachsene statt.

Die Kleidertauschparty in der Nostitzstraße läuft wie folgt ab:

Zuerst wird die Kleidung nach Größe oder Sorte sortiert. Dabei spielt die Anzahl der mitgebrachten Kleidungsstücke keine Rolle. Jedoch sollten sie unbeschädigt sein. Die Kleidung, die nicht mitgenommen wurde, kann von dem/der Besitzer*in wieder mitgenommen werden. Ansonsten wird sie für einen guten Zweck gespendet.

„Auch wenn es Ausnahmen gibt und die Qualität der Kleidung manchmal nicht unseren Vorstellungen entspricht, stellen wir doch fest, dass es meist genug für alle gibt und die Solidarität groß ist“, erzählt Jennifer G.

KlamottenTauschbar Spandauer Damm

„KlamottenTauschbar“ findet seit 2014 auch im Partykeller des Studierendenwohnheims in Berlin statt. Der Kleidertausch wird von der Selbstverwaltung des Gebäudes zusammen mit ehemaligen Mitgliedern alle halbe Jahre organisiert.

©Deutsche Umweltstiftung
In der Mitte des Raumes sind Tische aufgestellt, auf denen die mitgebrachten Anziehsachen liegen. Für Blusen, Hemden und Jacken gibt es Kleiderstangen mit Bügeln.

Möglichkeit für Begegnungen und Austausch

Eine Treppe führt hinunter zum Partykeller. An der Wand hängen Billardstäbe. Drumherum stehen Sofas, auf denen Menschen sich über Themen wie Konsumverhalten und Nachhaltigkeit unterhalten. Zwei kleine Jungs sind mit dem Kicker beschäftigt, während die Eltern sich am Buffet auf Spendenbasis bedienen. Der umfunktionierte Partykeller wird ein Ort für soziale Kontakte.

Gespräche und Diskussionen entstehen auch wegen eines kleinen runden Tisches in einer Ecke des Raumes. Darüber hängt ein Zettel, auf dem geschrieben steht: “Müllecke – für alles mit Löchern und Flecken“. Bei jedem Kleidertausch entsteht dort ein großer Berg an Kleidung und soll die Menschen zum Nachdenken und selbst reflektieren anregen.

Was außerdem auffällt – es gibt nur Frauenkleidung zur Auswahl. Männer sind meistens nur die Begleitung. Deswegen versuchte die Selbstverwaltung, die männliche Beteiligung zu erhöhen. Zudem wünscht sich eine Mitveranstalterin, dass die Kleidertauschparty eine Möglichkeit für einkommensschwache Personen biete. Die Gäste sind nicht verpflichtet, Kleidung mitzubringen und die Anziehsachen befinden sich in einem guten Zustand.

Kleidertauschparty „NEO – Nachhaltiges Engagement Osnabrück“

NEO wurde von Studierenden der Hochschule Osnabrück im Jahr 2016 gegründet.

©NEO – „Nachhaltiges Engagement Osnabrück“
Die mitgebrachten Kleidungsstücke werden nach Größe sortiert.

Was mit den Anziehsachen am Ende des Kleidertausches geschieht:

Die übergebliebenen Sachen des Kleidertausches werden an lokale Organisationen aufgeteilt. Das Hauptkriterium bei der Auswahl der Organisationen ist, dass die Kleidung weiterverwendet wird. Dazu zählen die Sozialkaufhäuser der Caritas und der DRK-Laden des Deutschen Roten Kreuz. Dort werden die Anziehsachen zu einem geringen Preis verkauft und die Erlöse für die Finanzierung sozialer Angebote genutzt. Der Rest wird zum Beispiel an die Wärmestube oder die Kleiderkammer vom Deutschen Familienverband vergeben und an Obdachlose und Bedürftige verteilt.

„Der Wunsch der Veranstalter*innen ist es, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu vertiefen. Außerdem ermöglicht NEO soziale Verantwortung in der Hochschule und Gesellschaft“, sagt Mona S.

Neben zahlreichen Kleidertauschpartys organisiert NEO verschiedene Veranstaltungen und führt diese durch. Dazu gehören zum Beispiel konsumkritische Stadtrundgänge, Workshops zur Herstellung von Reinigungs- und Pflegeprodukten, Vorträge und Filmvorführungen zu nachhaltigen Themen.

Wir bedanken uns bei den Veranstalter*innen für Ihre Unterstützung.

Auf der Veranstaltungsseite von Greenpeace finden Sie Kleidertauschpartys, die in Ihrer Nähe stattfinden. Oder sind Sie daran interessiert, Ihren eigenen Kleidertausch zu organisieren? Dann finden Sie hier eine Vorlage.

Jetzt muss sich was ändern – ein Interview mit Schüler*innen

©Deutsche Umweltstiftung
Brandenburger Tor, Berlin Mitte

Nach dem Vorbild der Klimaaktivistin Greta Thunberg (16 Jahre) starteten Anfang des Jahres, mitunter in München, Berlin und Hamburg Demonstrationen. Jeden Freitag gehen junge Menschen unter dem Namen „Fridays for Future“ (FFF) auf die Straßen, um für den Klimaschutz zu streiken. Im Interview sprechen zwei Schulkinder über ihren Bezug zum Thema Umweltschutz und warum es so wichtig ist, freitags für die Umwelt zu demonstrieren.

Emna (10 Jahre), 4. Klasse

© Emna

„Unsere Welt geht weiter kaputt und sie geben sich keine Mühe.“

– Emna

Deutsche Umweltstiftung (DUS): Warum gehst du zur Demo? Gehst du jeden Freitag zur Demo?

Emna : Ich war bis jetzt auf keiner Demo. Aber ich habe erst in letzter Zeit gemerkt, wie wichtig es ist und würde deswegen gerne hingehen.

DUS: Was machst du in der Schule oder bei dir Zuhause, um die Umwelt zu schützen?

Emna: In der Schule eher weniger. Ich achte aber darauf, dass ich nicht so viel Energie verbrauche. Ich mache zum Beispiel immer das Licht aus. Und ich fahre viel mit meinem Roller oder mit dem Fahrrad. Früher habe ich viel Fleisch gegessen. Heute gibt es bei uns zuhause weniger Fleisch.

DUS: Sagt dir das Thema Suffizienz etwas?

Emna: Nein.

DUS: „Suffizienz“ kann man übersetzen mit „Weniger“. Genauer gesagt weniger neu kaufen und weniger wegschmeißen. Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit,neues Spielzeug auch gebraucht zu kaufen. Auf der anderen Seite müssen Sachen, die wir nicht mehr haben wollen, nicht weggeworfen werden. Stattdessen können wir sie mit anderen Menschen, z.B. Mitschülern tauschen.

Emna: Ja. Sobald ich meine Spielsachen nicht mehr brauche, gebe ich sie an meine Freunde, die damit gerne spielen.

DUS: Gibt es etwas, was du unseren Politikern sagen möchtest?

Emna: Sie sollten sich vorstellen, dass wir mehr so, wie wir wären. Unsere Welt geht weiter kaputt und sie geben sich keine Mühe, sie zu retten.

Paul (17 Jahre), 10. Klasse

© Paul

„Wir lernen voneinander.“

– Paul

DUS: Warum gehst du zur Demo? Gehst du jeden Freitag zur Demo?

Paul: Ich möchte mehr für die Umwelt tun und auf die Thematik aufmerksam machen. Ein Großteil der Menschen hat lange Zeit nicht auf die Umwelt geachtet und sie wenig geschützt. Doch nun muss sich etwas ändern.

Nein, ich befinde mich gerade in der Prüfungsphase (MSA) und ich kann es mir momentan nicht leisten, wichtigen Unterrichtsstoff zu verpassen.

DUS: Welche Ziele verfolgt die Bewegung?

Paul: Lösungen zu finden. Umso mehr Menschen sich auf den Demonstrationen treffen, desto mehr wird über das Thema gesprochen. Ich persönlich würde mich gerne dafür einsetzen, dass die Leute mehr Fahrrad fahren. Auf den Demonstrationen habe ich Menschen kennengelernt, die sich für die gleichen und andere Ziele einsetzen, wovon ich nun auch welche übernommen habe. Wir lernen voneinander.

DUS: Was trägst du oder Personen in deinem Umfeld zum Umweltschutz bei?

Paul: Ich fahre nur Fahrrad. Selbst im Winter verzichte ich auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Fliegen tue ich so gut wie gar nicht. Ich brauche das nicht und im Urlaub besuchen ich und meine Familie vorwiegend unsere Nachbarländer. Ich habe auch über einen längeren Zeitraum vegetarisch gelebt.

DUS: Sagt dir das Thema  Suffizienz etwas?

Paul: Nein.

DUS: Welche Forderungen hast du an unsere Politiker?

Paul: Baut die Radwege aus! So viele Menschen würden Fahrrad fahren, wenn sie sich auf den Straßen Berlins sicherer fühlen könnten.

Politiker sollten zudem auf die junge Generation, die durch „Fridays for Future“ vertreten werden, hören und sich ihre Vorschläge zu Herzen nehmen. Uns gibt es noch länger als euch!

Wir bedanken uns bei Emna und Paul für das Interview. Die Schüler tragen ihren Teil zum Umweltschutz bei. Sie können das auch. Am 26. Mai ist Europawahl – setzen Sie Ihr Kreuz. #voteclimate
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