Ich unterstütze die Kampagne der Deutschen Umweltstiftung, die das Ziel hat, „aktuell vorherrschende Konsummuster zur Diskussion zu stellen, die ein maßloses Wachstum beflügeln“. Die Kampagne wirbt für bedachten Konsum und stellt konkrete Tipps vor, wie man und frau mit weniger Konsum und damit weniger Energie-und Ressourcenverbrauch gut leben kann.
Solche Diskussionen über den eigenen suffizienten Lebensstil und darüber, was man selbst tun kann, sind wichtig. Es ist gut, wenn solche Diskussionen auch im Internet geführt werden und möglichst viele Menschen erreichen.
Aber wenn man – wie ich – diese Diskussionen seit den 70er Jahren führt, wenn man sieht, wie langsam Konsummuster sich ändern und wie mühsam es ist, wie schnell aber auf der anderen Seite der Klimawandel kommt, dann braucht es nicht nur individuelles Handeln sondern gemeinsames Handeln in Initiativen und Verbänden und politisches Handeln.
Dafür, dass ein gutes suffizientes Leben einfacher wird,
braucht es eben auch eine Suffizienzpolitik – in vielen Politikfeldern, von der
Mobilität bis zur Bildungspolitik, damit ich mit meinem Fahrrad auf Radwegen
ungefährdet fahren kann, damit ich in der Schule auch praktische Dinge lerne, wie
Sachen zu reparieren oder Gemüse anzubauen
und zu kochen.
In welchen Feldern – von diesen konkreten Dingen bis zur ökologischen Steuerreform – eine Politik der Suffizienz gemacht werden kann, zeigt zum Beispiel die Landkarte Suffizienzpolitik. Die Ansätze für eine Politik der Suffizienz sind also bekannt, aber die Politik macht einen Bogen darum, weil sie Konflikte scheut: Eine einfache schnelle Maßnahme für das Klima und die Gesundheit wäre z.B. ein Tempolimit auf Autobahnen. Aber die Politik will sich nicht mit der Autolobby anlegen, die fürchtet, dann weniger teure und schnelle Autos zu verkaufen, auch nicht mit Menschen, die gerne schnell Auto fahren. Dagegen wird der Elektroroller als Klimaschutzmaßnahme propagiert, weil hier ein zusätzliches Fortbewegungsmittel, verkauft werden kann.
Es reicht auch in diesem Beispiel nicht, nur individuell
sich an ein selbst gewähltes Tempolimit zu halten, sondern es muss politisch
Druck gemacht werden, wie zum Beispiel mit der Petition für ein Tempolimit. Das
Tempolimit könnte zu einem – sehr bescheidenen – Prüfstein gemacht werden, dass die Politik tatsächlich Klimaschutz umsetzen
will, und zwar auch gegen die Interessen der Autoindustrie.
Wenn das 1,5° Ziel eingehalten werden soll, braucht es massive Änderungen in der Wirtschaft und im Konsum, einen Abschied vom Glauben an unbegrenztes Wirtschaftswachstum und unbegrenzten Konsum. Wenn schon die Forderung nach einem Tempolimit in Deutschland- anders als fast überall in Europa – auf derartigen Widerstand stößt, kann man sich vorstellen, welche Auseinandersetzungen anstehen bei der Transformation zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb ist es gut, wie in dieser Kampagne über die Umorientierung der Lebensstile zu diskutieren, über eine Abkehr vom derzeitigen Motto „weiter, schneller, mehr“ zu einem suffizienten Lebensstil, der sich am rechten Maß – dem rechten Maß für Raum und Zeit, Besitz und Markt – orientiert. Gleichzeitig müssen aber auch von der Politik Rahmenbedingungen eingefordert werden, die einen suffizienten Lebensstil unterstützen und ermöglichen, damit suffizientes Leben für viele einfacher und attraktiver wird.
Als „Scientist for future“ verstehe ich meine bisherige Arbeit in der Wissenschaft und im BUND und jetzt auch in der neuen Bewegung, der „Fridays for Future“, weil diese Bewegung junger Menschen Alarm schlägt, Politik und Gesellschaft mit der dramatischen Realität konfrontiert und auffordert, das eigene Verhalten zu ändern, vor allem aber die Politik unter Druck setzt zu handeln.
Über die Autorin
Die Volkswirtin Prof. Dr. Angelika Zahrnt ist Ehrenvorsitzende des BUND und Fellow am ökologischen Institut für Wirtschaftsforschung. Sie ist bekannt als Wachstumskritikerin und erhielt das Bundesverdienstkreuz und den Deutschen Umweltpreis.
Weitere Literatur
Schneidewind, U./Zahrnt, A.: Damit gutes Leben einfacher
wird. Perspektiven einer Suffizienz Politik, oekom Verlag, München 2013
Seidl, I./Zahrnt, A.: Postwachstumsgesellschaft. Konzepte
für die Zukunft, metropolis Verlag, 2010
Unser heutiges Interview im Rahmen der #kaufnix-Kampagne mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Frau Prof. Dr. Kemfert dreht sich um das Wachstumsparadigma und mögliche Handlungsoptionen, die zu mehr Nachhaltigkeit führen.
Änderung von Konsummustern?
Deutsche Umweltstiftung (DUS): Unsere Kampagne fordert ein Ende des maßlosen Konsums. Dies würde sich auch negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Was denken Sie, brauchen wir Wirtschaftswachstum? Warum bzw. warum nicht?
Claudia Kemfert (CK): Wachstum ist eigentlich etwas Wunderbares – nicht nur in der Kindheit wachsen wir, sondern unser ganzes Leben lang. Menschen, Tiere und Pflanzen sind Teil eines ewigen Kreislaufes aus Werden und Vergehen. Leben ist Wachstum. Die Erde ist über Milliarden von Jahren zu dem gewachsen, was sie heute ist. Und sie dreht sich immer weiter. Wäre das Wirtschaftswachstum ähnlich organisiert, würden wir uns darüber freuen.
Problematisch ist ein ungezügeltes Wirtschaftswachstum, das den
Planeten zerstört statt ihn zu beleben. Wir müssen das Wirtschaftswachstum vom
fossilen Energieverbrauch entkoppeln. Und wir müssen uns abgewöhnen, das
Wirtschaftswachstum als Maßstab für Wohlstand zu definieren. Statt vor der
Tagesschau Börsenkurse zu zeigen, sollten wir lieber die Indikatoren der
Nachhaltigkeit unseres Planeten erfahren: Ressourcenverbrauch, die Sauberkeit
der Luft oder der Anteil erneuerbarer Energien.
Wachsender Umweltschutz, wachsende Gesundheit, wachsender
Zugang zu sauberem Trinkwasser und sauberer Energie hingegen sind wünschenswert.
Der wachsende Einsatz von beispielsweise erneuerbarer Energien, klimaschonender
Mobilität, steigender Gesundheitsvorsorge sowie Techniken zur Herstellung von
sauberem Trinkwasser kann für wachsenden Wohlstand sorgen. Dann wäre Wirtschaftswachstum
nicht die Ursache eines globalen Klimawandels, sondern dessen Lösung.
DUS: Sind die Klimaschutzziele und uneingeschränkter Konsum miteinander vereinbar? Sollten wir unseren jetzigen Konsum einschränken?
CK: Auch hier ist die Frage: Konsum von was? Konsum, der zu Überfischung, Vermüllung und Zerstörung der Erde führt, muss natürlich aufhören und zwar sofort! Aber wir werden die Treibhausgase nicht allein über Verzicht um 95% reduzieren. Ein solches Ziel scheint unerreichbar fern. Wir müssen den Menschen einen machbaren Weg zeigen und dafür auch politisch die Weichen stellen. Statt Askese zu predigen und zu üben, sollten wir uns freuen: Mit Klimaschutz bleibt die Welt lebenswert. Klimaschutz macht Spaß. Und nachhaltig konsumieren ist einfach.
DUS: Was braucht es, um das angestrebte 2-Grad-Ziel zu erreichen? Denken Sie, es ist machbar, dieses Ziel zu erreichen?
CK: Sicher ist das machbar! Es bedarf aber eines kompletten Umsteuerns in allen Bereichen: Ab sofort muss jede Investition statt in fossile in erneuerbare Energien fließen. Das Motto lautet: „Renewables First“! Also Schluss mit Subventionen für fossile oder atomare Energien. Stattdessen müssen die Folgeschäden endlich eingepreist werden. Wenn Öl, Gas und Kohle so teuer wären, wie sie es in Wahrheit sind, werden die Leute mit großer Begeisterung auf Wind, Wasser, Sonne und Geothermie umsteigen. Wir brauchen eine Regulierung der Finanzmärkte für attraktive Investitionen in die globalen Energiewende. Das ist der Anfang und mit dem entsprechenden politischen Willen leicht umzusetzen. Dann geht’s weiter mit dem nächsten Schritt: Alle Produkte müssen nachhaltig und recycelbar sein. Die Mobilität sollte öko-elektrisch und klimaneutral sein. Auch das kann man durch entsprechende Rahmenbedingungen ermöglichen und einen Wettbewerb klimabewusster Ökonomie in Gang setzen.
Handlungsmöglichkeiten zu mehr Nachhaltigkeit
DUS: Effizienz, Suffizienz und Konsistenz gelten als Strategien der nachhaltigen Entwicklung. Wenn Sie diese Strategien gewichten, wie würde das aussehen und warum?
CK: Das Problem an solchen Begriffen ist leider immer, dass man sich erstmal verständigen muss, was damit gemeint ist. Dabei ist doch klar, dass wir – nach über 40 Jahren Diskussion über die Grenzen des Wachstums, über Umwelt- und Klimaschäden als Folge unseres Wirtschaftens – jetzt endlich handeln müssen.
Effizienz, die Vermeidung von Verschwendung, also mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch ans Ziel zu kommen, ist dabei natürlich wichtig. Andererseits neigt der Mensch dazu, ständig mehr zu wollen. Das führt zu sogenannten Rebound-Effekten. Autos beispielsweise verbrauchen heute theoretisch weniger Sprit als früher, tatsächlich aber verbrauchen sie mehr, weil sie größer und schwerer geworden sind und mit Klimaanlage und elektronischem Service unterm Strich einen höheren Energieverbrauch haben als die Spritfresser früherer Jahrzehnte.
Suffizienz, Genügsamkeit, ist deswegen der logische nächste Schritt. Oder anders gesagt: Verzicht scheint unverzichtbar. Wir brauchen ein Konsumbewusstsein, das den realen Bedarf hinterfragt und vor allem die jeweiligen Folgen eines bestimmten Konsumverhaltens einbezieht. Wenn wir nicht von selbst aufhören, immer mehr zu brauchen, müssen wir eine klimaverträgliche Obergrenze definieren. Eine Art CO2-Budget ist sinnvoll: wenn jeder Mensch nur noch 6,5 Kilogramm CO2 pro Tag ausstoßen darf, dann wird er lernen, wie er mit weniger zurecht kommt. Jedes Land ist gefordert, dass dieses Klima-Budget nicht überschritten wird und muss dies mit entsprechenden Maßnahmen umsetzen.
Konsistenz, Kreislaufwirtschaft, also eine Welt ohne Abfälle,
in der alles wiederverwertet wird, ist ein verlockender Gedanke. Die Natur
macht es uns in wunderbarer Weise vor. Bislang gelingt es uns nur, die
Lebensdauer von Rohstoffen im Verwertungsprozess zu verlängern, von echten
Kreisläufen kann kaum die Rede sein. Es wird zwar viel von „Re-Cycling“
gesprochen, aber vollkommene Kreisläufe sind noch Utopie.
Deswegen ist die Strategie-Diskussion nicht hilfreich, erst
recht nicht die Frage, welche der Strategien die beste ist. Derzeit sollten wir
alle drei Wege beschreiten, gleichzeitig nebeneinander oder am besten
miteinander verzahnt. Hauptsache, wir kommen endlich mit großen Schritten weiter!
DUS: Wie schätzen Sie die Handlungsmöglichkeiten der Politik ein? Wie kann/muss die Politik dazu beitragen, Suffizienz zu verwirklichen?
CK: Die Verantwortlichen in der Politik sind genauso gefragt wie jeder einzelne Mensch. Es geht vor allem darum, jegliches Wirtschaften komplett auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz auszurichten. Dies braucht einem bunten Strauß an Instrumenten aus Ordnungsrecht und ökonomischen Rahmenbedingungen. Die Politik muss die Instrumente bauen und zur Verfügung stellen; die Menschen müssen dann verantwortungsbewusst, kreativ und harmonisch auf ihnen spielen.
DUS: Was denken Sie über die Bewegung “Scientists for Future”? Unterstützen Sie die Bewegung?
CK: Ich habe als eine der Erstunterzeichnerinnen den Appell unterzeichnet unterstütze die Bewegung und war bisher auch beim March for Science dabei. Die Wissenschaft hat die Aufgabe, wissenschaftliche Erkenntnisse in die aktuelle Debatte einzubringen und auf die Dringlichkeit des Handelns hinzuweisen. Die Schülerinnen und Schüler der „Fridays for Future“ fordern völlig zu recht viel ambitionierteres Handeln ein, sie sind die Betroffen. Die Wissenschaft liefert seit über 40 Jahre wissenschaftliche Fakten, die Politik reagiert zu zögerlich und zu spät. Wir haben keine Zeit mehr. Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Handlungsproblem.
DUS: Sie arbeiten in einem Institut. Warum haben Sie sich für dieses Institut entschieden und was denken Sie, ist die Rolle des Instituts in der nachhaltigen Entwicklung?
CK: Wir liefern seit über 15 Jahren wissenschaftliche Erkenntnisse zum besseren Verständnis, welche ökonomischen Konsequenzen ein ungebremster Klimawandel und auch Klimaschutzmaßnahmen haben werden. Die Rolle der Wissenschaft ist eindeutig: wissenschaftliche Erkenntnisse müssen in der Politikberatung und in der öffentlichen Diskussion eingebracht werden.
Über die Interviewpartnerin
Frau Prof. Dr. Claudia Kemfert hat Wirtschaftswissenschaften studiert und leitet seit 2004 die Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Sie ist Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der privaten Universität, der Hertie School of Governance, in Berlin und als Gutachterin und Politikberaterin in verschiedenen Nachhaltigkeitsbeiräten und Kommissionen tätig.
Waschmittel, Seife und Deodorant dürfen in keinem Haushalt fehlen. Herkömmliche Produkte basieren leider oft auf Palm- oder Erdöl und enthalten Zusätze wie synthetische Duftstoffe oder Konservierungsstoffe. Das muss aber nicht sein, denn Kosmetika und Haushaltsmittel lassen sich ohne Probleme in guter Qualität selbst herstellen.
Das ist in den meisten Fällen nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch noch günstiger. Kernseife beispielsweise ist die Basis unserer Kaffee-Seife und ein Bestandteil des Flüssigwaschmittels. Im Einkauf kostet sie ca. 1 Euro für 300 Gramm. Damit ist unsere Seife wesentlich günstiger als vergleichbare Seifen auf dem Markt.
Wir haben vier einfache Rezepte für Seife, Waschmittel, Deodorant und Allzweckreiniger für Sie getestet. Ihrer Kreativität sind beim Nachmachen keine Grenzen gesetzt: Wie ihre Produkte am Ende riechen oder aussehen sollen, haben Sie selbst in der Hand.
1. Kaffee-Seife
Für etwa 4 Stücke benötigen Sie:
250 Gramm transparente oder weiße Kernseife (palmölfrei)
2-3 Esslöffel Kaffeesatz oder -pulver
optional: einige Tropfen ätherisches Öl (wir haben Blutorange verwendet)
Küchenreibe
Gießformen (am besten aus Silikon, z.B. Eiswürfel-Formen)
Zubereitung:
Hobeln Sie die Kernseife mit einer herkömmlichen Reibe und schmelzen sie die Hobel anschließend in einem Wasserbad. Spülen Sie währenddessen die Förmchen heiß aus.
Sobald die Seife flüssig ist, rühren Sie Kaffeesatz oder -pulver ein. Wenn Sie möchten, fügen Sie einige Tropfen ätherisches Öl für den Geruch der Seife hinzu.
Gießen Sie die flüssige Seife in die vorbereiteten Förmchen und stellen Sie diese in den Kühlschrank. Nach etwa 2 Stunden ist die Seife ausgehärtet und kann aus den Förmchen gelöst werden.
Der Kaffeesatz in unserer Seife wirkt geruchsneutralisierend und ist gut gegen Fuß- und Nagelpilz. Durch die Körnung des Kaffees hat die Seife einen natürlichen Peeling-Effekt – ganz ohne Mikroplastik.
Anstelle des Kaffees können Sie natürlich etliche weitere Zutaten ausprobieren, zum Beispiel Blüten (Lavendel, Ringelblume, Rose) oder Kakaopulver. Zusätze wie Zucker oder Haferflocken sorgen für einen ähnlichen Peeling-Effekt wie der Kaffeesatz.
Wer ein wenig Zeit und Geduld mitbringt, kann Seife natürlich auch selbst sieden. In diesem Fall wird nicht auf bereits gesiedete Kernseife zurückgegriffen. Stattdessen werden verschiedene Öle mit Natriumhydroxid zu Seife verarbeitet. Eine ausführliche Anleitung dafür finden Sie bei unserem Medienpartner Utopia und auf Smarticular.
optional: einige Tropfen ätherisches Öl (auch hier haben wir Blutorange verwendet)
ein großer Topf
ein Trichter
Aufbewahrungsgefäße
Zubereitung:
Hobeln Sie die Kernseife mit einer Küchenreibe und geben sie die Hobel zusammen mit dem Waschsoda in den Topf.
Kochen Sie das Wasser im Wasserkocher auf und gießen Sie es über die Zutaten. Nun müssen Sie kräftig rühren, bis sich alles gut aufgelöst und vermischt hat. Das kann einige Minuten dauern und klappt am besten mit einem Schneebesen.
Lassen Sie die Mischung bei Raumtemperatur einige Stunden abkühlen. Sollte die Mischung zu fest geworden sein, rühren Sie noch einmal kräftig, bis das Waschmittel wieder flüssig ist. Nun können Sie nach Belieben noch etwas ätherisches Öl hinzufügen.
optional: einige Tropfen ätherisches Öl (Sie ahnen es: Blutorange)
Zubereitung:
Schmelzen Sie das Kokosöl zusammen mit dem ätherischen Öl im Wasserbad, bis es ganz flüssig ist. Nun geben Sie Natron und Stärke hinzu und rühren, bis sich alle Zutaten gelöst und gut miteinander vermischt haben.
Wenn Sie die Mischung nun bei Zimmertemperatur abkühlen lassen, ist es wichtig, ab und an umzurühren. Sonst setzen Natron und Stärke sich beim Erkalten ab.
4. Essig-Universalreiniger
Für etwa 750 Milliliter Reiniger benötigen Sie:
500 Milliliter weißen Haushaltsessig
250 Milliliter Wasser
etwa 20 Tropfen ätherisches Öl (für diesen Reiniger empfiehlt sich Teebaum-, Zitronen, Lavendel- oder Eukalyptus-Öl)
eine alte (Sprüh-)Flasche
Zubereitung:
Mischen Sie alle Zutaten und füllen Sie sie in eine Flasche ab. Dazu eignet sich zum Beispiel eine ausgediente, leere Sprühflasche. Vor jedem Gebrauch sollten Sie den Reiniger gut schütteln.
Für diesen Reiniger ist von Bedeutung, welches ätherische Öl Sie verwenden. Denn dadurch riecht ihr Reiniger nicht nur gut, er entfaltet auch seine volle Wirkung. Teebaum-, Zitronen, Lavendel- oder Eukalyptus-Öl wirken antibakteriell, antiviral und antifungal und sind daher für einen Universalreiniger bestens geeignet. Eine Übersicht über die verschiedenen Wirkungsweisen unterschiedlicher ätherischer Öle finden Sie hier.
Neue Produkte produzieren Müll, in der Herstellung und der Verpackung. Meistens ist dieser Müll, genauso wie die neuen Produkte selbst, vermeidbar. In Repair-Cafés geben Engagierte kaputten Gegenständen eine zweite Chance – ganz im Sinne der zweiten Stufe der Anti-Verbraucher-Pyramide, dem Selbermachen.
Im Hinterhof der Fabrik Osloer Straße muss Olaf Skeries selbst Hand anlegen. Auf dem weißen Schultisch vor ihm steht ein in die Jahre gekommener Philips-Staubsauger, der einfach nicht mehr anspringen will. Für Olaf ist der Fall eine klare Sache: Hier ein bisschen ziehen, dort etwas rütteln und schon schnurrt das Gerät wieder wie zuvor. In weniger als fünf Minuten hat Olaf den scheinbaren Schrottplatz-Kandidaten zu neuem Leben erweckt.
Hilfe von erfahrenen Tüftler*innen
Als gelernter Autoschlosser versteht Olaf sich aufs Schrauben. Seit mehreren Jahren leiht er seine Expertise gleich mehreren Repair-Cafés im Berliner Norden. Im Repair-Café im Soldiner Kiez trifft er sich jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat mit anderen Ehrenamtlichen. In gemütlicher Atmosphäre reparieren sie dort drei Stunden lang kaputte Gegenstände, die Interessierte von Zuhause mitgebracht haben. Vom Staubsauger über Plattenspieler und Laptops bis hin zur Dunstabzugshaube hat Olaf schon alles gesehen. Meistens kommen Menschen jedoch mit defekten Haushaltsgeräten oder Fahrrädern.
Für die Reparatur-Expert*innen um Olaf ist diese Vielfalt kein Problem: „Der größte Teil von uns sind Handwerker mit viel Erfahrung.“ Im Repair-Café geben sie diese Erfahrung bereitwillig an andere weiter. Trotzdem sind Repair-Cafés wie das im Soldiner Kiez keinesfalls mit klassischen Reparatur-Werkstätten zu verwechseln, sagt Olaf: „Das Konzept wird manchmal falsch verstanden, als billige Reparatur-Möglichkeit“.
Manchmal, wenn schon ein gezielter Handgriff genügt, packt Olaf natürlich selbst mit an. Grundsätzlich geht es ihm und seinen Mitstreitern aber darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten: „Ich zeige zwar, welche Schrauben man aufmachen muss, aber aufmachen muss man sie dann schon selbst.“
Wer das Repair-Café besuchen will, muss sich deshalb auch vorab per E-Mail anmelden. So könne man die Interessierten bereits vorab dazu animieren, sich mit der Reparatur ihrer Gegenstände zu beschäftigen. Das bedeutet auch, dass jede*r selbst dafür zuständig ist, Ersatzteile zu besorgen. Verbrauchsmaterialien wie Kleber oder Kabelbinder gibt es dagegen im Repair-Café, finanziert durch die Vertrauenskasse am Eingang. „Und wenn wirklich mal Lötzinn oder so etwas fehlt, holen wir das von unserem Geld“, sagt Olaf.
Nachhaltigkeit als Ziel
In Repair-Cafés wird Nachhaltigkeit nicht nur vorgelebt, sondern erlebbar gemacht. Mit ihrem Wirken wehren die Reparatur-Expert*innen sich gegen wirtschaftliche Strategien wie die geplante Obsoleszenz, also den vom Hersteller beabsichtigten, frühzeitigen Funktionsverlust von Produkten. Als eine Folge der Obsoleszenz stellte das Umweltbundesamt 2016 in einer Studie fest, dass „Geräte heute vermehrt nach kürzeren Nutzungsdauern ersetzt oder entsorgt werden.“ Aus ökologischer Sicht sei diese „Praxis nicht akzeptabel“, schließt die Studie.
Das sieht Olaf ganz ähnlich. Sein Bestreben ist es, Nutzgegenstände so lange wie möglich zu erhalten: „Nicht jedes Gerät ist direkt kaputt, wenn es mal nicht mehr angeht. Oft sind das nur Kleinigkeiten.“ Bei Kaffeemaschinen beispielsweise sei oft nur der Kondensator im Wert von 50 Cent kaputt, eine neue Maschine koste das Hundertfache oder mehr. Im Repair-Café gewinnt so jede*r, selbst wer nicht die Nachhaltigkeit länger genutzter Produkte, sondern den wirtschaftlichen Vorteil im Blick hat.
Trend gegen die Wegwerfgesellschaft
Die Mischung aus Nachbarschaftshilfe und stillem Protest gegen die Wegwerfgesellschaft findet Anklang. Seit die Niederländerin Martine Postma 2009 in Amsterdam das erste Repair-Café initiierte, verbreitet sich die Idee zusehends: Mehr als 1500 vergleichbare Reparatur-Initiativen gibt es inzwischen weltweit, allein in Berlin können Interessierte in 25 Repair-Cafés mehr oder weniger regelmäßig Hilfe beim Reparieren bekommen.
Dabei ist es gerade die Regelmäßigkeit, die laut Olaf maßgeblich für den Erfolg eines Repair-Cafés ist: „Man braucht schon einen langen Atem. Viele machen auch wieder zu, das hängt vom Engagement Ehrenamtlicher ab.“ Wie viele andere Repair-Cafés wurde auch die Werkstatt im Soldiner Kiez erst mehrere Jahre als Projekt gefördert. Mit den Fördermitteln konnten Werkzeuge angeschafft werden, Schrauben, Flickzeug und anderes Material.
Mit dem Ende der Projektlaufzeit aber stand auch das Ende des Cafés im Raum. Denn ohne die Fördermittel konnte der ehemalige Betreiber, ein Berliner Verein für Wiederverwertung, die Personalkosten für das Café nicht decken. „Dann haben wir alle uns zusammen getan und beschlossen, trotzdem weiter zu machen“, erzählt Olaf. Seitdem werkeln im Soldiner Kiez nur noch Ehrenamtliche.
Ohne die Sozialen Strukturen aber, in die das Café eingebunden ist, wären auch den Ehrenamtlichen die Hände gebunden. Denn ohne die Räume, die im Soldiner Kiez die Fabrik Osloer Straße zur Verfügung stellt, kann kein Repair-Café arbeiten. Auch die ehrenamtlichen Berliner Quartiersräte tragen als Schnittstelle zur Politik zum reibungslosen Ablauf der Cafés bei, indem sie bei Bedarf zur Deckung laufender Kosten beitragen können.
Dort scheint man erkannt zu haben, dass das regelmäßige Reparieren für den Kiez ein Gewinn ist, und zwar nicht nur aus ökologischer Sicht. Denn Repair-Cafés sind eben nicht nur Reparatur-Werkstätten, sondern auch Cafés, soziale Begegnungsorte also: „Es kommen viele Leute vorbei, die einfach nur guten Tag sagen, einen Kaffee trinken wollen“, sagt Olaf.
In der Fabrik Osloer Straße trifft sich so der ganze Kiez: Junge und Alte, versierte Tüftler*innen, Hobby-Bastler*innen und Laien. Im Repair-Café ist jede*r willkommen, sagt Olaf Skeries: „Auch wer zwei linke Hände hat, kann mitmachen. Und wenn er nur Kaffee kocht.“
Die richtige Antwort auf Klimawandel und endliche Ressourcen ist noch nicht gefunden. Statt Effizienz und Suffizienz gegeneinander auszubalancieren, brauchen wir möglichst viel von beidem. Und vor allem eine breite gesellschaftliche Debatte, der sich auch die Entscheider*innen in Politik und Wirtschaft stellen.
Es vergeht kein Tag, in dem wir nicht von neuen Innovationen lesen oder hören, die unsere Welt besser machen sollen. Effizientere Technologien, intelligentere Netze, nachwachsende Kunststoffe. Technologie scheint die Probleme unserer Welt zu lösen.
Aber ist das wirklich so? Trägt die neue App, mit der wir in Echtzeit die Stromproduktion unserer hauseigenen Solaranlage ablesen können, wirklich dazu bei, unsere Gesellschaft ökologischer zu machen? Oder sind die unter unsäglichen ökologischen und sozialen Bedingungen aus der Oberfläche des Planeten gekratzten Seltenen Erden, ohne die es keine Smartphones gäbe, weitaus schädlicher als der Nutzen der darauf laufenden App?
Es ist eine Grundfrage unserer Zukunft, der wir uns stellen müssen – und vor der sich Politik, Wirtschaft und auch viele von uns nach wie vor scheuen: Bekommen wir die Zukunft unseres Planeten mit Technologie in den Griff?
Wettlauf zwischen Hase und Igel
Als die ersten E-Bikes erschwinglich wurden, war der Hype sensationell: Die Mobilität der Zukunft schien erfunden. Smart, praktisch, kostengünstig und regenerativ. Eine echte Alternative zum erdölgetriebenen Pkw.
Wenige Jahre später sieht das Ergebnis ernüchternd aus: Rund 500.000 Elektrofahrräder werden pro Jahr in Deutschland verkauft. Nach vorsichtigen Schätzungen ersetzt nicht einmal eines von tausend tatsächlich einen Pkw. Im Gegenteil: Der Anteil der SUV-Besitzer*innen unter E-Bike Fahrer*innen ist hoch. Am Sonntag die Bikes in den Audi Q5 gepackt, raus ins Grüne und sich eine Stunde lang mit RWE-Kohlestrom durchs Gelände schieben lassen: So sieht manch eine E-Bike-Nutzung in der Praxis aus. Die hohen Herstellungskosten und die nach wie vor wenig umweltfreundliche Batterieherstellung (und Entsorgung!) tun ein Übriges zur problematischen Ökobilanz.
Ja, es gibt auch Menschen, die ihr Auto stehen lassen, um ihr E-Bike zu nutzen. Doch besitzen sie beides. Die Autos werden immer effizienter – aber immer größer und immer mehr. Die Elektrogeräte werden immer effizienter, aber zugleich lösen wir immer mehr Arbeiten elektrisch. Die Heizungen und Dämmungen werden immer effizienter – und die zu beheizenden Wohnflächen immer größer.
Dieser Rebound-Effekt ist wie der Wettlauf zwischen Hase und Igel. Das bestätigen auch alle Statistiken: Wir werden immer effizienter, aber der Verbrauch an Ressourcen und Energie bleibt unverändert hoch. Zu hoch. Und vor allem: Unser Gesellschaftsmodell erzeugt im Rest der Welt einen Sog, dem sich kaum ein Land entziehen kann.
Global gerecht kann aber nur eine Gesellschaft sein, deren Standards sich für alle Menschen weltweit reproduzieren ließen – ohne unser Ökosystem zu überfordern. Und das wäre, bezogen auf unser heutiges Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, schlicht absurd.
Ein Gedankenspiel: Den Status quo retten
Manchmal hilft eine sogenannte Milchmädchenrechnung, also eine eigentlich absurde Kalkulation, durchaus. In unserem Fall sähe sie so aus:
Die globale Wirtschaftsleistung frieren wir auf dem Stand von heute ein. Also kein „Wachstum“ mehr. Nirgendwo. Das würde zwar unser Sozialsystem an die Wand fahren und so ziemlich jeden Regierungschef weltweit in tiefste Depressionen treiben. Aber wir lassen das mal so stehen.
Zweitens halten wir die Weltbevölkerung präzise auf dem Stand von heute. Das ist zwar noch absurder als die erste Bedingung, aber auch hier gilt: Wir glauben einfach daran.
Unter diesen beiden Bedingungen müssten wir die CO2–Emission pro Kopf in den nächsten 40 Jahren mindestens um den Faktor drei reduzieren. In den Industriestaaten bräuchte es den Faktor zehn.
Nehmen wir jetzt die Erfahrungen aus dem Rebound-Effekt hinzu, wird klar, dass Effizienz allein unsere Probleme nicht wird lösen können. Schon gar nicht, wenn wir Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum ebenso in Rechnung stellen wie den wachsenden Wunsch in der Welt nach Wohlstand auf unserem Niveau.
Ohne Zweifel: In der Effizienz steckt viel Potenzial. Allerdings wird sie, rein technologisch betrachtet, keinen Jota zur Lösung unserer Zukunftsprobleme beitragen. Lassen wir Rebound-Effekte zu, hat Effizienz keinen Sinn. Das hat schon Ernst Ulrich von Weizsäcker in seinem Buch „Faktor Fünf“ deutlich formuliert. Das Buch ist ein eindringliches Plädoyer für mehr Effizienz – eingebettet in ein gesellschaftliches Konzept. Leider wird es viel zu oft nur technologisch interpretiert, denn von Weizsäcker sagt deutlich: Ohne gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie zum Beispiel ein Steuersystem, dass Ressourcenverbrauch reguliert, und eine Verteuerung der Energie im Kontext der Effizienzsteigerung geht es nicht.
Die Alternative: Zurück zur Scholle?
Doch dieses Konzept überzeugt längst nicht alle. Viele bezweifeln, dass uns selbst eine Ausreizung aller technologischer Möglichkeiten und eine konsequente Reform unserer Steuer- und Steuerungssysteme den heutigen Lebensstandard halten lässt.
Das „Immer mehr, immer schneller, immer effizienter“ steht zunehmend in der Kritik. Ist Wachstum überhaupt ein Zukunftskonzept angesichts einer aus allen Fugen platzenden Welt? Aus der Natur kennt man den Wachstumsdrang von und in Ökosystemen. Ein Teil der Population wächst immer, häufig so weit, bis er völlig kollabiert. Dieses Schicksal von der Menschheit abzuwenden ist eine Motivation der Postwachstumsbewegung. Niko Paech zum Beispiel wirbt in dieser movum-Ausgabe für einen konsequenten Abschied vom Effizienzdenken. Hier kommt der Begriff der Suffizienz ins Spiel.
Der Begriff wurde im deutschsprachigen Raum 1993 erstmals von Wolfgang Sachs verwendet. Der Soziologe und Entwicklungsökonom erklärte: „Einer naturverträglichen Gesellschaft kann man in der Tat nur auf zwei Beinen näherkommen: durch eine intelligente Rationalisierung der Mittel wie durch eine kluge Beschränkung der Ziele. Mit anderen Worten: die ‚Effizienzrevolution‘ bleibt richtungsblind, wenn sie nicht von einer ‚Suffizienzrevolution‘ begleitet wird.“
Suffizienz wird oft als Gegenteil von Wachstum verstanden. Viele verbinden damit Selbstbegrenzung, Konsumverzicht, Entschleunigung und das Abwerfen von Ballast.
In der Tat hat das Konzept seinen Reiz. Wir wissen heute, dass in den Industriegesellschaften mehr Sozialprodukt kaum mehr Glück und Zufriedenheit auslöst. Mehr ist hier nicht die Frage, eher geht es um die Verteilung des Wohlstands und die Befreiung von Konsumzwängen und Statusdruck.
Wohin würde sich eine Gesellschaft entwickeln, die dem Wachstumskonzept vollständig abschwören würde? Zurück zur Scholle? In ein technologiefreies, idealisiertes, ökologisches Mittelalter?
Spätestens wenn in einer Nation von glücklichen Biobauern ein ernsthaft erkrankter Bürger auf moderne Medizin zurückgreifen muss, stellt sich die Frage nach dem Gesamtkonzept. Ob Handy, E-Bike oder Kernspintomograf – alles ist nicht auf einem Ökohof herzustellen. Dafür braucht es Hochtechnologie, die ohne Gewinnung Seltener Erden, ohne Schwerindustrie, ohne Fabriken, ohne Forschungseinrichtungen, ohne Warentransport, ohne Konzernorganisationen nicht produzierbar ist. Eine Gesellschaft, die – aus guten ökologischen Gründen – auf diese Elemente verzichten (und sie nicht nur an Drittländer auslagern) will, muss sich also der Debatte stellen, ob sie auch auf deren segensreiche Produkte verzichten kann und möchte.
Effizienz kontra Suffizienz: Ein neuer Glaubenskrieg?
Gibt es also nur die Alternative zwischen einer hochindustrialisierten Zukunft im hocheffizienten Wachstumswahn und einer Rückkehr zu einer entindustrialisierten Gesellschaft des Mangels? Gibt es vor dem Hintergrund einer weiter ansteigenden Weltbevölkerung diese Alternative überhaupt? Oder ist der Weg nicht längst vorgezeichnet?
Sicher ist: Wenn wir tatsächlich einen Einfluss auf die Zukunft nehmen wollen, müssen wir die Debatte heute führen. Und wir müssen erkennen, dass weder das Konzept der radikalen Effizienzsteigerung noch die totale Suffizienz die Probleme der Zukunft alleine lösen können. Zudem erscheinen beide Konzepte nur einem winzigen Teil der Menschheit wirklich attraktiv.
Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass die meisten Menschen vor einem solchen Diskurs zurückschrecken. Das aber ermöglicht den Verantwortlichen in Wirtschaft und Gesellschaft, sich dieser Debatte wider besseres Wissen nicht stellen zu müssen. Denn sie haben keine Lösung anzubieten.
Radikale Effizienz und radikale Suffizienz
Mit einer solchen Lösung kann bisher auch niemand überzeugend aufwarten. Es gibt zahlreiche Ansätze. Das Konzept des „Decoupling“ zum Beispiel, also der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch, versucht das Wachstumskonzept zukunftsfähig zu machen. Es ist offizielle EU-Politik. Die praktischen Auswirkungen sind bis dato marginal. Wenig überzeugend sind auch Versuche, Effizienz und Suffizienz gegeneinander auszubalancieren: Wir bräuchten beides. Und beides in seiner radikalst denkbaren Ausprägung. Das aber wäre ein bis heute nicht wirklich überbrückbarer Widerspruch, über den Elmar Altvater in dieser movum-Ausgabe schreibt: „Was mathematisch trivial ist, kann nur gemacht werden, wenn wir Produktions- und Lebensweise nachhaltig und daher radikal verändern.“
Was wir also vor allem brauchen: eine breite gesellschaftliche Debatte, der sich auch die Entscheider in Politik und Wirtschaft stellen. Diese Debatte muss von Anfang an ehrlich und tabufrei sein. Sie muss akzeptieren, dass ein wachtsumsorientiertes „Weiter so!“ geradewegs in den Untergang führt.
Mit dieser Debatte sollten wir beginnen. Heute. Die vorliegende Ausgabe will dazu wichtige Impulse liefern.
Über den Autor
Jörg Sommer ist Publizist, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung und Mitherausgeber des Jahrbuchs Ökologie und der Zeitschrift movum – Briefe zur Transformation.