Die Filmproduktion Die grüne Filmagentur verbindet das Filmemachen mit einem umweltbewussten Leben und wurde 2020 von den beiden Filmemachern Johannes Kaczmarczyk und Vanouch Balian gegründet. Im Frühjahr 2019 verfestigte sich deren Idee einer Filmproduktion mit nachhaltiger Positionierung. Zur selben Zeit begann auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Umweltstiftung mit der #kaufnix-Kampagne und setzte sich im Rahmen des Schulwettbewerbs „Einfach machen! Die Suffizienzdetektive“ fort. Es entstanden vier Lernfilme für den Schulunterricht, die Themen zu Nachhaltigkeit und Suffizienz lebensnah vorstellen.
Wir freuen uns, von Johannes und Vanouch von Die grüne Filmagentur einen Einblick zu bekommen, was es eigentlich heißt, nachhaltig Filme zu produzieren.
Deutsche Umweltstiftung (DUS): Ihr seid Gründer von Die grüne Filmagentur – der nachhaltigen Online-Bewegtbildproduktion aus Berlin. Auf eurer Webseite sagt ihr, dass ihr „überzeugt [seid], dass eine bessere Welt möglich ist“. Welche Vision steckt dahinter?
Johannes und Vanouch: Eine bessere Welt ist auf jeden Fall möglich, wenn jeder für sich und in seinem Umfeld Missstände erkennt, diese benennt und sein Verhalten und die eigenen Gewohnheiten ändert. Das beginnt bei der Mülltrennung und der Ernährung bis zu der Frage, welches Fortbewegungsmittel für die nächste Urlaubsreise benutzt wird. Jeder von uns kann einen Unterschied machen und etwas verändern. Und so versuchen wir als Filmproduktion mit den Ressourcen, die wir haben, positive Veränderungen anzustoßen – unsere Stärken und Talente in den Dienst einer guten Sache zu stellen.
DUS: Was bedeutet das konkret für eure Arbeit?
Unser Ziel ist es, Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, auf den Umweltschutz achten und soziale und ökologische Standards befolgen, bekannter und erfolgreicher zu machen. Mit authentischen Geschichten und ansprechenden Bildern helfen wir Menschen ihre nachhaltigen Visionen nach außen zu tragen. Gleichzeitig gestalten wir die Produktion unserer Filme in jeder Phase möglichst ressourcensparend und versuchen unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.
DUS: Welche Rolle spielt überhaupt Nachhaltigkeit in der Filmbranche?
Es gibt immer mehr Initiativen und Workshops, die dabei helfen Filmproduktionen nachhaltiger zu gestalten. Das ist nicht immer einfach, weil der Kosten- und Zeitdruck bei Filmproduktionen sehr hoch ist. Manches Filmequipment, wie zum Beispiel mobile Stromgeneratoren, waren bis vor kurzem noch gar nicht in nachhaltigen „Ausführungen“ vorhanden, aber auch da tut sich sehr viel. Zum Beispiel sind herkömmliche Stromgeneratoren sehr umweltschädlich, weil sie mit Diesel betrieben werden und keine Luftfilter haben. Mittlerweile gibt es neue Stromgeneratoren bei einigen Filmgeräteverleihern zur Ausleihe, die mit Akkus, Solarpanels und LPG betrieben werden können. Wenn die Akkus nun noch über erneuerbare Energie geladen werden, ist das ein großer Schritt in die richtige Richtung.
DUS: Ihr habt mit Die grüne Filmagentur Lernfilme für den bundesweiten Schulwettbewerb “Einfach Machen! Die Suffizienzdetektive” produziert und seid mit dem Thema Suffizienz in Berührung gekommen. Lässt sich Suffizienz auch in der Filmbranche umsetzen? Habt ihr konkrete Beispiele, wo ihr bereits suffiziente Entscheidungen trefft?
Ja, wir denken schon, dass man Filme suffizient produzieren kann und in unseren Projekten versuchen wir genau das. Zu Beginn und auch im Laufe einer Produktion fragen wir uns immer wieder, wie wir bestimmte Abläufe möglichst ressourcensparend gestalten. Das ist für uns im Prinzip nichts Neues, da es bei einer Film-Produktion auch immer darum geht eine kreative Vision im Spannungsfeld eines begrenzten Geld- und Zeitrahmens umzusetzen. Muss eine Szene bei künstlichem Regen stattfinden, für die viel Wasser benötigt wird oder geht es auch ohne? Ist ein neuer Computer für die Postproduktion (Nachbearbeitung) des Films notwendig, obwohl der alte noch funktioniert? Muss man in ein anderes Land fahren oder gibt es in der Nähe auch einen passenden Drehort für den geplanten Film?
Allerdings darf man nicht vergessen, dass es beim Film um den Aufbau einer Illusion geht. Viele Zuschauer*innen wollen sich in fantastischen Welten verlieren, das Außergewöhnliche sehen, das nichts mit ihrer alltäglichen Realität zu tun hat. Um diese alternativen Realitäten mit wenig Materialeinsatz herzustellen, erfordert es viel Kreativität und Umdenken.
DUS: Was verbindet ihr persönlich, über das Filmemachen hinaus, mit Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit bedeutet für uns bewusst zu konsumieren und darauf zu achten, woher die Konsumgüter kommen. Wir versuchen Dinge nicht einfach wegzuwerfen, sondern überlegen uns wie wir sie reparieren und möglicherweise auch in neuer Funktion weiterverwenden können. Viele unserer Möbel sind 2nd-Hand. Zum Beispiel haben wir ein altes Gewürzregal, das wir auf der Straße gefunden haben, geklebt und es erweist uns nun gute Dienste. Für uns ist Kreativität eben nicht nur im Beruf relevant, sondern auch in der Gestaltung unseres nachhaltigen Alltags.
ÜBER DIE INTERVIEWPARTNER
Johannes und Vanouch sind die Gründer von Die grüne Filmagentur. Mit authentischen Werbefilmen unterstützen sie Unternehmen und Organisationen, die nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Ihr Ziel ist es, die Visionen von Menschen nach außen zu tragen und somit die Bekanntheit und den Erfolg solcher Unternehmen zu steigern. Die Produktion ihrer Filme gestaltet das Team dabei möglichst ressourcensparend und suffizient.