Der günstige Black Friday – mehr Schein als Sein?

Der Black Friday lockt auch dieses Jahr wieder mit vielen Angeboten und Schnäppchen. Der Konsumtag Ende November ist nun endgültig in Deutschland angekommen. Denn ursprünglich kommt der Black Friday aus den USA und findet immer am Freitag nach Thanksgiving statt. Woher die Bezeichnung „Black Friday“ kommt, ist jedoch nicht ganz geklärt. Eine Theorie ist, dass an diesem Tag durch den erhöhten Umsatz wieder schwarze Zahlen geschrieben werden und eine andere Theorie besagt, dass die Menschenmassen, die in die Geschäfte und Einkaufszentren strömen, aussehen wie eine große schwarze Masse. Hier in Deutschland ist der Black Friday ein relativ neues Phänomen, hat sich aber in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreut.

Im letzten Jahr haben die Ausgaben an den Aktionstagen Black Friday und Cyber Monday verglichen mit 2016 um fast vier Milliarden Euro zugenommen.

Doch wie viel kann man am Black Friday wirklich sparen? Und noch viel wichtiger: Wie stelle ich sicher, dass ich nur das kaufe, was ich auch wirklich benötige?

Gar nicht so günstig

Es gibt viele Annahmen und Behauptungen rund um den Black Friday und Konsum. An diesem Tag sollen die Rabatte und Angebote unschlagbar sein. Deshalb wird der Black Friday von vielen Menschen genutzt, um die ersten Weihnachtseinkäufe zu tätigen und die neuesten elektronischen Geräte oder Klamotten zu kaufen. Oft wird am Black Friday aber mit verschiedenen Marketingstrategien lediglich vorgegaukelt, dass es sich um einen unschlagbaren Preis handle, während das in der Realität gar nicht der Fall ist. 

Rabatte werden oft basierend auf der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) des Herstellers angegeben. Tatsächlich verlangen Händler selten diesen Preis. Stiftung Warentest hat 50 Elektroprodukte in 2019 über das ganze Jahr beobachtet und ermittelt, dass an Black Friday im Gegensatz zu allen anderen Tagen nur vier von 50 Produkten tatsächlich günstiger in den Verkauf gegangen sind.

Eines dieser Elektroprodukte waren Kopfhörer, die vom Händler mit einer UVP von ca. 400 Euro versehen worden sind. Tatsächlich werden sie jedoch im normalen Verkauf das ganze Jahr über für ca. 100 Euro weniger angeboten. Das heißt, ein Black Friday Rabatt von 25 Prozent wäre demnach gar kein Rabatt, verglichen mit dem alljährlichen Angebot.

Unterbewusste Kaufentscheidunge

Um den Kund*innen ein gutes Gefühl bei der Auswahl ihrer Produkte zu geben, nutzen Händler*innen oft einen einfachen Trick: Sie bieten drei Produkte des gleichen Typs in drei verschiedenen Preisklassen an. Das günstigere Produkt erscheint qualitativ zu niedrig und das teure Produkt ist den meisten Kund*innen zu teuer. Konsument*innen neigen dazu, den mittleren Preis zu wählen, da sie sich dadurch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erhoffen. Das ist vornehmlich auch das Produkt, was die Händler*innen verkaufen wollen.

Geschäfte und Unternehmen machen sich auch noch andere psychologische Tricks zunutze: Der Kauf eines reduzierten Artikels führt zur Dopaminausschüttung in unserem Gehirn und regt zu weiteren Schnäppchenkäufen an. Signalfarben animieren zusätzlich zum Kauf.

Ein Experiment zeigte, dass allein eine Signalfarbe – ohne Rabatt – zu mehr Umsatz führen kann. Es wurde ein gelbes Schild, auf dem stand „Ladendiebstahl wird verfolgt“, neben die Kasse an eine Auslage mit Bier gehängt. Daraufhin wurde viermal mehr Bier als sonst verkauft. Hier wurde die Farbe Gelb anscheinend unterbewusst mit „Angebot“ verknüpft und das Bier hat mehr Abnehmer*innen gefunden. Der Botschaft auf dem Schild wurde anscheinend keine Beachtung mehr geschenkt. Das kann zum Beispiel unter Zeitdruck passieren. Und je weniger Zeit wir haben, desto schneller greifen diese unterbewussten Mechanismen und bestimmen unsere Kaufentscheidungen.

Die Auswirkung des Onlinehandels 

Vor allem im Onlinehandel wird durch zeitliche und scheinbare materielle Limitierung eine Konsumdringlichkeit erzeugt, die die Kundschaft zum Kauf anregen soll. Die künstliche Verknappung der Güter erzeugt eine sogenannte „Fear of missing out“ – kurz auch „FOMO“ genannt. Betroffene Menschen haben Angst, etwas zu verpassen, wenn sie nicht zugreifen.

Ein beliebtes Instrument von großen Onlinehändlern sind Balken, die den relativen Bestand eines Produktes anzeigen. Absolute Zahlen werden dabei aber nicht genannt, also kann man als Konsument*in keine Schlüsse darauf ziehen, ob dieser Restbestand drei, 300 oder 3000 Produkte beträgt und hat permanent das Gefühl, dass man zuschlagen müsse. Gleiches gilt bei einem zeitlich limitierten Angebot. Insbesondere, wenn die vermeintliche Angebotsdauer sehr kurz ist, neigen Konsument*innen verstärkt zu Impulskäufen. Aber auch im stationären Handel sind „Limited Editions“ oder „Letzte Chance“-Angebote schon lange üblich. 

Besonders ärgerlich wird es auf persönlicher Ebene für Kund*innen, wenn obendrein Betrug im Spiel ist. Denn durch die Anonymität des Onlinehandels haben sich über die Jahre auch viele Fake-Shops etabliert. Sie verkaufen gefälschte oder gar nicht existierende Produkte und man wartet vergeblich auf sein Paket oder erhält zumindest nicht das, was man sich erhofft hat.

Darf ich am Black Friday kaufen?

Natürlich. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir in Zeiten hochkomplexer Arbeitsteilung viele Güter für unser Wohlbefinden käuflich erwerben (müssen). Zwar mögen einige im Sommer Obst und Gemüse im Garten anbauen und im Winter Kresse auf der Fensterbank aussähen, doch die Wenigsten verfolgen mit gutem Grund ernsthaft den Anspruch einer autarken Subsistenzwirtschaft. 

Es geht daher nicht um die Frage, ob ich etwas am Black Friday kaufe, sondern vielmehr was und warum. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Black Friday übrigens gar nicht von allen anderen Tagen im Jahr. Wenn man z. B. sowieso ein Produkt benötigt und dieses am Black Friday günstiger bekommen kann, soll man diesen Kauf gerne tätigen. Jedoch gilt immer: Der nachhaltigste Kauf ist der, der gar nicht getätigt wurde.

Damit es dieses Jahr mit dem bewussten Konsum am Black Friday klappt, folgen abschließend nun noch fünf kleine Tipps:

  1. Eine vorgeschriebene Liste hilft, Spontankäufe zu vermeiden.
  2. Das benötigte Produkt kann vielleicht auch geliehen, gebraucht gekauft oder selbst gemacht werden. 
  3. Erkennen von Marketingstrategien hilft, nicht darauf hereinzufallen.
  4. Besondere Siegel und Zertifikate geben an, ob Produkte fair und nachhaltig produziert sind.
  5. Preisvergleiche mit dem mittleren Preis des Jahres decken auf, ob es sich um „wahre“ Rabatte handelt.

Suffizientes Reisen

Reisen ist vielen Menschen eine Herzensangelegenheit und wichtiger Bestandteil der wiederkehrenden Jahresplanung. Mindestens einmal im Jahr, meistens deutlich häufiger, soll der Ausbruch aus dem Alltag für eine Erholung von Stress und Anstrengungen sorgen. Die globale Vernetzung in den letzten Jahrzehnten sowie sinkende Mobilitätskosten unterstützen diese „Hauptsache-weg-Mentalität“, sodass der Anteil an Auslandsreisen denjenigen von Inlandsreisen seit Jahren übersteigt. Damit einhergehend ist eine langfristige Zunahme von Flugreisen – einer im relativen Vergleich sehr ressourcenintensiven Fortbewegungsart. Gleichzeitig nimmt jedoch auch der Wunsch nach nachhaltigem Reisen zu. Nachfolgend wird dieses Bedürfnis aus einer Suffizienzperspektive erörtert.

Ein geschätztes Hobby

Reisen ist eine Form des Konsums, bei dem zur persönlichen Bedürfnisbefriedigung Ressourcen eingesetzt werden. Gleichzeitig schafft Urlaub aber auch Zufriedenheit. Er löst bei vielen Menschen Vorfreude und Glücksgefühle aus, kann Horizonte erweitern und Verständnis für andere Kulturen fördern. Reiseaktivitäten im Sinne des Umweltschutzes pauschal zu verteufeln, mag zwar dem einen oder der anderen in den Sinn kommen, schießt jedoch vermutlich über das Ziel hinaus und wirkt zudem realitätsfremd. Stattdessen bietet Suffizienz einen anderen Ansatz: Man sollte sich bewusster und reflektierter als bislang mit seinen Reisegewohnheiten auseinandersetzen. Doch was heißt das konkret?

Es muss nicht immer das andere Ende der Welt sein

Eine suffiziente Reiseplanung setzt zunächst eine bewusste und sachlich begründete Entscheidung für eine Reise anstelle einer spontanen Schnellschusshandlung voraus. Was erwarte ich mir vom Urlaub? Lassen sich diese Erwartungen nur an diesem Reiseziel erreichen oder auch woanders? Muss es die Fernreise sein oder erfahre ich möglicherweise die gleiche Bedürfnisbefriedigung auch im Rahmen eines regionalen Urlaubs? Diese Überlegungen stellen den ersten Schritt dar. Dabei ist es wichtig, sich ehrlich, umfassend und unverzerrt mit den (ökologischen) Implikationen einer Reise auseinanderzusetzen und Selbstbetrug zu vermeiden.

Neben den ökologischen Vorteilen einer Reduzierung von Flugstrecken und -reisen, so wie es ein Bericht des UBA über Suffizienzmaßnahmen vorschlägt, gibt es einige weitere Vorteile, die meist außer Acht gelassen werden. Ein Beispiel ist, dass die reine Flugzeit bei einer solchen Reise um die An- und Abreise zum Flughafen, die Dauer für Check-ins, die Gepäckaufgabe und -abholung u. v. m. verlängert wird. Besonders bei kürzeren Flugreisen bedeutet das einen erheblichen Zeitaufwand, der bei Urlauben in der Heimat wegfällt. Hinzu kommt, dass Studien bei Flugzeugreisen ein erhebliches Stresspotenzial feststellen, sodass die Reisestrapazen die vermeintliche Erholung zumindest teilweise mindern. Zu beachten ist jedoch auch, dass grüne Alternativen wie Fernzüge ebenfalls erhebliche ökologische Auswirkungen haben können – nicht zuletzt aufgrund des deutschen bzw. europäischen Strommixes und des Ressourcen- und Flächenbedarfs für die Bereitstellung von regenerativer Energie. Vor diesem Hintergrund gestalten sich aus einer Suffizienzperspektive heraus betrachtet insb. Kurztrips an weit entfernte Orte schwierig. Dort sind der relative Negativanteil der Reisezeit und der notwendige Ressourceneinsatz im Vergleich zum nutzenstiftenden Aufenthalt vor Ort besonders hoch. Folglich gilt der Spruch „Warum in die Ferne reisen, wenn das Gute so nahe liegt?“ mehr denn je.

Ans andere Ende der Welt, aber suffizient. Geht das?

Natürlich versprechen Fernreisen im Sinne einer kosmopolitischen Weltoffenheit auch einzigartige Erfahrungen und Eindrücke, sie sollten jedoch als etwas Besonderes begriffen werden und wohlbedacht sowie maßvoll gestaltet sein. Wenn die Entscheidung bewusst im Sinne einer Fernreise getroffen wird, bieten sich auch hier noch etliche Möglichkeiten, um den Ressourceneinsatz zu verringern. Ein Beispiel dafür wäre es, den stressigen innerdeutschen Anschlussflug durch eine vorherige Zugfahrt mit begleitender Stadtbesichtigung zu ersetzen. Hierbei soll eine langsamere und aufmerksame Lebensweise die Lebens- und Umweltqualität zugleich verbessern. Entschleunigung lautet dabei grundsätzlich die Devise. Sie ist eine Komponente der berühmten 4 E’s von Wolfgang Sachs.

Zu bedenken sind dabei auch mögliche Reboundeffekte: Die Annahme, kürzere Reisen seien per se umweltschonender, kann trügerisch sein, falls sie in Summe einen gleichwertigen oder höheren Ressourcenverbrauch als eine Einmalreise verursachen. Daher sollte die Wahl zwischen einer längeren Reise mit mehreren Zwischenstopps oder etlichen Kurztrips fallweise und sehr bewusst erfolgen.

Grundsätzlich gilt jedoch: Insb. bei Kurzurlauben ist regionales Reisen ressourcensparender. Das muss jedoch nicht zur Verzweiflung führen: Auch in unmittelbarer Umgebung lassen sich erholsame Tage verbringen und aufregende Erfahrungen machen  – vor allem, wenn abwechslungsreiche Aktivitäten wie Fahrradfahren, Wandern, Klettern oder Wassersport Berücksichtigung finden.

Zu Hause ist es doch ganz schön oder besser gesagt: „Ach wie schön ist Panama.“

Spätestens als 2006 der Entertainer Hape Kerkeling den Jakobsweg lief und seine Erfahrungen in einem Bestseller zusammenfasste, sind auch in der breiten Öffentlichkeit Wandertouren oder vergleichbare Aktivitäten als Alternative zum stationären Hotelurlaub präsent geworden. Egal, ob die Tour mit dem Fahrrad, zu Fuß oder im Kayak zurückgelegt wird, ob sie wenige Tage dauert oder mehrere Wochen – stets geht es darum, in sich hineinzuhören und seine Umgebung bewusster wahrzunehmen.

Deutschland und die angrenzenden Nachbarländer bieten dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ein umfangreiches Fernradwegenetz durchzieht das Land. Wasserlandschaften wie die Mecklenburgische Seenplatte, Flüsse wie Saale, Elbe oder Mosel bieten im Sommer Badespaß, Erholung und Bewegung zugleich. Und auf unzähligen Wanderwegen warten bei zünftigen Brotzeiten wunderschöne Panoramaausblicke – egal, ob es auf dem Eifelsteig von Aachen nach Trier geht, die Sächsische Schweiz oder der Schwarzwald erkundet werden.

Ein komplexes Thema, das vor allem eines bedarf: bewusste Reflexion

Abschließend lässt sich sagen, dass es in diesem Beitrag nicht darum geht, pauschal etablierte Reisemuster zu verurteilen oder einen weiteren Text über Sinn oder Unsinn von „Flugscham“ beizutragen. Denn Fernreisen – und spätestens bei Interkontinentalstrecken im Normalfall folglich auch Flugreisen – zeichnen sich durch einzigartige Merkmale aus. Sie können Menschen besondere Gefühle und Emotionen ermöglichen, die jede*r im Lichte des eigenen emotionalen Wahrnehmungshorizonts bewerten muss. Herausgearbeitet werden sollte jedoch, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein enormes Luxusgut, das folglich nur sehr maßvoll konsumiert werden sollte. Parallel lädt der Beitrag dazu ein, sich zukünftig kreativer und bewusster mit der eigenen Reiseplanung zu befassen, eigene Reiseroutinen zu hinterfragen und Mut für Neues zu finden. 

In diesem Sinne: viel Spaß und eine gute Reise.