Nachhaltiges und umweltbewusstes Verhalten steht hoch im Kurs. Energie und Ressourcen zu sparen, ist dabei vielen Menschen ein wichtiges Anliegen. Sie ersetzen alte Elektrogeräte, verzichten auf eine Flugreise oder kaufen einen verbrauchsärmeren Pkw. Doch nicht immer nutzt das am Ende der Umwelt und erzeugt unter dem Strich einen ökologischen Nettogewinn. Wieso ist das so?
Der Rebound-Effekt: Mehr als nur ein Tennisbegriff
Der Grund dafür liegt in möglichen Rebound-Effekten. Diese treten auf, wenn die zunächst durch Maßnahmen eingesparten Ressourcen an anderer Stelle eingesetzt werden. Ersetzt bspw. die fiktive Person Paula ihr altes Auto durch einen neuen Wagen mit sehr viel weniger Kraftstoffverbrauch spart sie infolgedessen zukünftig viel Geld an der Zapfsäule und schont zugleich die Umwelt. Wenn sie nun dieses Geld jedoch dazu verwendet, um nach einer stressigen Arbeitswoche einen Kurztrip nach Amsterdam zu machen, den sie andernfalls nicht unternommen hätte, werden die erzielten Ressourceneinsparungen umgehend wieder aufgebraucht oder noch schlimmer: Am Ende wird sogar mehr verbraucht als vorher. Ein Phänomen, das in der Fachliteratur backfire genannt wird.
Lange Zeit wurden Rebound-Effekte in der Ökonomie vor allem theoretisch untersucht. Doch im Zuge der anhaltenden Nachhaltigkeitsdiskussion ist deutlich geworden, dass Rebound-Effekte real sind. Nicht immer werden sie so drastisch sein, wie in dem skizzierten Beispiel, doch das macht es nicht minder problematisch. Bspw. schalten Konsument*innen in dem Bewusstsein des hohen Stromverbrauchs ein altes Gerät konsequent aus, nutzen jedoch beim neuen stromsparenden Gerät dauerhaft den Standby-Modus oder lassen es gleich gänzlich in Betrieb.
In welcher Weise Rebound-Effekte im Bereich der Mobilität auftreten und Verhaltensveränderungen bzw. geänderte Konsummuster etwaige effizienzbasierte Einsparungseffekte (über-)kompensieren, wurde nun in einer Kurzstudie mit dem Titel „Rebound-Effekte in der Mobilität” untersucht.
Die Arbeit geht dazu zunächst theoretisch auf den Begriff „Reboundeffekt” ein. Dazu wird zwischen direkten, indirekten und makroökonomischen Ausprägungen unterschieden, die sich auf aggregierter Ebene ergeben. Sodann werden die drei allgemeinen Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz auf den Verkehrssektor angewendet und mit den drei großen Stellschrauben für nachhaltigere Verkehrsstrukturen Vermeidung, Anpassung und Verbesserung verflochten.
Praxisbezogene Ausführungen
Anhand von Falldarstellungen werden schließlich mobilitätsbezogene Reboundeffekte identifiziert und Strategien bzw. Maßnahmen abgeleitet, wie diese vermieden werden können. Dazu wird ein umfangreiches Set an politischen Steuerungsmaßnahmen in die Analyse einbezogen und vergleichend betrachtet. Es wird dabei deutlich, dass die Gefahr direkter oder indirekter Rebounds der berücksichtigten ökonomischen, regulatorischen und persuasiven Instrumente unterschiedlich stark ist und fallweise zu betrachten ist.
Besonders lesenswert ist die Studie durch ihre Aktualität – beispielsweise die Auseinandersetzung mit den ökologischen Folgen von Homeoffice oder der Nutzung von E-Autos. Zudem rückt im Gegensatz zu vielen anderen Veröffentlichungen die Nachhaltigkeitsstrategie „Suffizienz” stärker in den Fokus.
Die Kurzstudie steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.