Weniger Ressourcenverbrauch, mehr Lebensqualität – ein Gastbeitrag von Christine Wenzl

Für eine nachhaltige Entwicklung müssen wir unser Konsumverhalten umstellen und weniger verbrauchen. Doch um langfristig mehr Suffizienz zu erreichen, muss auch die Kommunal- und Bundespolitik aktiv werden und Umsteuerungsmaßnahmen ergreifen.

Umweltschädliche Subventionen beispielsweise für Dieselkraftstoffe und Kerosin liefern falsche Anreize. Foto: ResoneTIC / Pixabay.

Am 3. Mai 2019 war der deutsche Erdüberlastungstag: An diesem Tag hatte Deutschland – rein rechnerisch – alle für das gesamte Jahr zur Verfügung stehenden erneuerbaren Ressourcen verbraucht. Würden alle Staaten so wirtschaften und alle Menschen auf der Welt so leben wie Deutschland, so bräuchten wir drei Planeten.

Allzu offensichtlich haben wir die Grenzen unseres Planeten erreicht. Die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse sind alarmierend: Sie betreffen die Auswirkungen der Klimakrise, die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll, den weltweiten Verlust der Artenvielfalt. Tatsächlich kalkulieren auch Wirtschaftsunternehmen, Banken und Versicherungen längst mit beträchtlichen Umweltschäden. Auch Ökonomen haben eingesehen: Wirtschaft kann nicht immer weiter wachsen. Zugleich stellen immer mehr Menschen hierzulande die Verheißungen des „immer schneller, immer mehr“ und eines unbegrenzten Konsums in Frage.

Weniger ist mehr: Von Reparaturinitiativen bis Radverkehr

Weniger ist mehr: Dieses Motto bringt immer häufiger Menschen zusammen. Sie setzen Ideen eines nachhaltigen Wirtschaftens und Lebens praktisch um. Weit über 700 Reparaturinitiativen organisieren deutschlandweit regelmäßige Treffen, um defekte Alltagsgegenstände gemeinschaftlich zu reparieren. Leihläden und Onlineportale ermöglichen weniger Konsum; in Ernährungsräten kommen Landwirte, Einkäuferinnen, Politik und Verwaltung zusammen, um unsere Städte gesund und regional zu ernähren und die bäuerliche Landwirtschaft im Umland zu erhalten.

Auch im eigenen Alltag pflegen immer mehr Menschen nachhaltige Lebensstile – indem sie auf Ökostrom umsteigen, weniger Fleisch essen und weniger Plastik verbrauchen oder Carsharing betreiben, statt selbst ein Auto zu besitzen. Oder indem sie öfter aufs Fahrrad steigen.

Ein Beispiel, das anschaulich zeigt, wie essenziell gute Rahmenbedingungen sind: Zugeparkte Radwege, zu schnell fahrende Autos, keine Abstellmöglichkeiten – dies und anderes mindert vielerorts die Freude am Radfahren. Dabei wünschen sich 79 Prozent der Deutschen bessere Alternativen zum Auto. Laut einer neuen Studie des Umweltbundesamtes ist eine große Mehrheit derer, die hauptsächlich Auto fahren, bereit, auf das Rad oder auf Öffentliche umzusteigen.

An diese Bereitschaft müssen Städte und Gemeinden stärker anknüpfen. Sie haben es in der Hand, die Nahversorgung zu verbessern, für einen preiswerten öffentlichen Verkehr mit guter Anbindung zu sorgen und mehr und bessere Radwege auszuweisen. Doch auch die Bundespolitik ist gefragt: Sie muss die Kommunen unterstützen. Man stelle sich vor, sie streiche die (jährlich!) 28,6 Milliarden Euro umweltschädlicher Verkehrssubventionen – und beschließe stattdessen, eine klimaschonende Mobilität zu fördern: mit einer Investitionsoffensive für den Rad- und Fußverkehr und einer Politik, die für deutlich weniger Autos in unseren Städten sorgt. All das würde unsere Lebensqualität spürbar erhöhen.

Klare Regeln, gute Angebote: Politik ist gefragt

Politische Maßnahmen, Anreize und Impulse sind auch in anderen Bereichen sind gefordert – und auch hier setzt der BUND mit seinem Engagement an.

Zum Beispiel Reparatur. Ein erster Schritt: In ihrer neuen Richtlinie für Ökodesign hat die EU z.B. für Waschmaschinen, Fernsehgeräte und Leuchten Vorgaben festgelegt, um die Reparatur zu erleichtern. So müssen Produkte zerlegbar sein und Ersatzteile verfügbar. Jetzt ist die Bundesregierung am Zug. Sie muss national dafür sorgen, dass Reparaturen für Verbraucher*innen tatsächlich leichter möglich werden.

Zum Beispiel Fleischkonsum. Durchschnittlich rund 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf verspeisten die Deutschen im Jahr 2017; als gesund gilt höchstens die Hälfte. Es ist Zeit für ökologische und vegetarische Alternativen auf den Speiseplänen von Kitas, Schulen, öffentlichen Kantinen. Und: Die Bundesregierung muss eine verbindliche Haltungskennzeichnung für Fleisch schaffen. Damit wir beim Einkauf erkennen können, wie die Tiere gehalten wurden.

Denn bislang wird die Verantwortung für einen Lebensstil, der weniger Ressourcen verbraucht, noch allzu oft als rein persönliche Entscheidung angesehen. Tatsächlich ist aber die Politik gefragt. Der BUND plädiert daher für Suffizienzpolitik. Sie muss den Rahmen setzen für zukunftsfähige Lebensstile und Suffizienz. Mehr Effizienz und technische Lösungen allein reichen nicht, um unseren Energie-, Material- und Flächenverbrauch absolut zu begrenzen. Auch wenn in der Gebäudesanierung, in effizienteren Geräten und Autos enormes Potenzial liegt: Unsere Klimaschutzziele bleiben außer Reichweite, wenn zugleich die Zahl der Autos, ihre Größe und Leistungsstärke weiter ungebremst wachsen. Oder wenn immer neue Wohn- und Gewerbegebiete entstehen, selbst bei sinkender Einwohnerzahl.

Umweltschädliche Subventionen streichen – Nachhaltigkeitsziele umsetzen

Die Bundesregierung muss politisch mutig und konsequent gegensteuern. Vor allem aber wird immer offensichtlicher, dass ein wirksamer Ressourcenschutz mit ungebremstem Wirtschaftswachstum nicht vereinbar ist. Es gilt, Alternativen aufzuzeigen. Für Wohlstand und soziale Gerechtigkeit – statt Wachstum um jeden Preis!

Ein erster konsequenter Schritt wäre, endlich alle umweltschädlichen Subventionen abzuschaffen. Die Subventionen – u.a. Steuervergünstigungen für Kohle, Dieselkraftstoffe und Kerosin – belaufen sich auf über 57 Milliarden Euro im Jahr. Sie belasten den Staatshaushalt doppelt: Zunächst durch Mehrausgaben und Mindereinnahmen des Staates, später durch erhöhte Kosten, um die  Schäden an Umwelt und Gesundheit zu beseitigen.

Einen guten Rahmen für eine nachhaltige Politikwende bilden die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Bis zum Jahr 2030 will die Weltgemeinschaft Hunger und Armut beenden, die weltweite Ungleichheit verringern, allen Menschen Zugang zu nachhaltiger Energie verschaffen, den Klimawandel bekämpfen, den Artenverlust stoppen. Die Ziele machen Hoffnung, sie gelten für alle Länder der Welt und vereinen soziale und Umweltziele miteinander.

Höchste Zeit für die Bundesregierung, diese Agenda zur politischen Priorität zu erklären und umzusetzen. Seit 2016 orientiert sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie an der globalen Agenda, doch bislang sind wesentliche Ziele wie das Klimaschutzziel 2020 fern davon, erreicht zu werden. Auch im Verkehr, in der Landwirtschaft, beim Artenschutz und im Umgang mit Böden und Flächen gilt es dringend umzusteuern. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, verantwortungsbewusst mit unseren Lebensgrundlagen umzugehen. Nur so werden heutige und zukünftige Generationen weltweit ein Leben in Würde führen können, gemäß ihren Bedürfnissen. Ohne grundlegende Veränderungen in unserer Wirtschafts- und Lebensweise wird dies nicht gelingen. Denn aktuell ist unser westlicher Lebensstil von globaler Gerechtigkeit weit entfernt.

Über die Autorin
© Christine Wenzl

Christine Wenzl ist die Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit beim Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND).

Tauschen

Durch Kaufkonsum von neuwertigen Produkten wird Wirtschaftswachstum unterstützt. Flohmärkte und Online-Plattformen wie „Kleiderkreisel“ oder „Ebay-Kleinanzeigen“ bieten hier nur teilweise eine Alternative. So werden als gebraucht deklarierte Sachen immer öfter überteuert verkauft. Mit Blick auf die dritte Stufe der Anti-Verbraucher-Pyramide „Tauschen“ kann dieses Problem umgangen werden.

Durch Kleidertauschpartys kann man seinen Kleiderschrank umkrempeln. Als Extra spart man, durch den Verzicht auf neue Klamotten, Energie und vermindert den Ressourcenverbrauch. Foto: rose_mcavoy / Pixabay

Ein gutes Beispiel für die dritte Stufe „Tauschen“ bieten sogenannte „Kleidertauschpartys“. Wie das Wort „Kleidertausch“ vermuten lässt, tauschen Menschen ihre mitgebrachten Anziehsachen, die sie nicht mehr haben wollen.

Kleidertausch Kreuzberg

Vor über drei Jahren wurde die ehrenamtliche Initiative „Kleidertausch Kreuzberg“ in Berlin gegründet. Egal ob für Kinder, Frauen oder Männer – hier ist jede Art von Bekleidung gewünscht.

©Deutsche Umweltstiftung
Alle drei Monate findet der Kleidertausch für Erwachsene statt.

Die Kleidertauschparty in der Nostitzstraße läuft wie folgt ab:

Zuerst wird die Kleidung nach Größe oder Sorte sortiert. Dabei spielt die Anzahl der mitgebrachten Kleidungsstücke keine Rolle. Jedoch sollten sie unbeschädigt sein. Die Kleidung, die nicht mitgenommen wurde, kann von dem/der Besitzer*in wieder mitgenommen werden. Ansonsten wird sie für einen guten Zweck gespendet.

„Auch wenn es Ausnahmen gibt und die Qualität der Kleidung manchmal nicht unseren Vorstellungen entspricht, stellen wir doch fest, dass es meist genug für alle gibt und die Solidarität groß ist“, erzählt Jennifer G.

KlamottenTauschbar Spandauer Damm

„KlamottenTauschbar“ findet seit 2014 auch im Partykeller des Studierendenwohnheims in Berlin statt. Der Kleidertausch wird von der Selbstverwaltung des Gebäudes zusammen mit ehemaligen Mitgliedern alle halbe Jahre organisiert.

©Deutsche Umweltstiftung
In der Mitte des Raumes sind Tische aufgestellt, auf denen die mitgebrachten Anziehsachen liegen. Für Blusen, Hemden und Jacken gibt es Kleiderstangen mit Bügeln.

Möglichkeit für Begegnungen und Austausch

Eine Treppe führt hinunter zum Partykeller. An der Wand hängen Billardstäbe. Drumherum stehen Sofas, auf denen Menschen sich über Themen wie Konsumverhalten und Nachhaltigkeit unterhalten. Zwei kleine Jungs sind mit dem Kicker beschäftigt, während die Eltern sich am Buffet auf Spendenbasis bedienen. Der umfunktionierte Partykeller wird ein Ort für soziale Kontakte.

Gespräche und Diskussionen entstehen auch wegen eines kleinen runden Tisches in einer Ecke des Raumes. Darüber hängt ein Zettel, auf dem geschrieben steht: “Müllecke – für alles mit Löchern und Flecken“. Bei jedem Kleidertausch entsteht dort ein großer Berg an Kleidung und soll die Menschen zum Nachdenken und selbst reflektieren anregen.

Was außerdem auffällt – es gibt nur Frauenkleidung zur Auswahl. Männer sind meistens nur die Begleitung. Deswegen versuchte die Selbstverwaltung, die männliche Beteiligung zu erhöhen. Zudem wünscht sich eine Mitveranstalterin, dass die Kleidertauschparty eine Möglichkeit für einkommensschwache Personen biete. Die Gäste sind nicht verpflichtet, Kleidung mitzubringen und die Anziehsachen befinden sich in einem guten Zustand.

Kleidertauschparty „NEO – Nachhaltiges Engagement Osnabrück“

NEO wurde von Studierenden der Hochschule Osnabrück im Jahr 2016 gegründet.

©NEO – „Nachhaltiges Engagement Osnabrück“
Die mitgebrachten Kleidungsstücke werden nach Größe sortiert.

Was mit den Anziehsachen am Ende des Kleidertausches geschieht:

Die übergebliebenen Sachen des Kleidertausches werden an lokale Organisationen aufgeteilt. Das Hauptkriterium bei der Auswahl der Organisationen ist, dass die Kleidung weiterverwendet wird. Dazu zählen die Sozialkaufhäuser der Caritas und der DRK-Laden des Deutschen Roten Kreuz. Dort werden die Anziehsachen zu einem geringen Preis verkauft und die Erlöse für die Finanzierung sozialer Angebote genutzt. Der Rest wird zum Beispiel an die Wärmestube oder die Kleiderkammer vom Deutschen Familienverband vergeben und an Obdachlose und Bedürftige verteilt.

„Der Wunsch der Veranstalter*innen ist es, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu vertiefen. Außerdem ermöglicht NEO soziale Verantwortung in der Hochschule und Gesellschaft“, sagt Mona S.

Neben zahlreichen Kleidertauschpartys organisiert NEO verschiedene Veranstaltungen und führt diese durch. Dazu gehören zum Beispiel konsumkritische Stadtrundgänge, Workshops zur Herstellung von Reinigungs- und Pflegeprodukten, Vorträge und Filmvorführungen zu nachhaltigen Themen.

Wir bedanken uns bei den Veranstalter*innen für Ihre Unterstützung.

Auf der Veranstaltungsseite von Greenpeace finden Sie Kleidertauschpartys, die in Ihrer Nähe stattfinden. Oder sind Sie daran interessiert, Ihren eigenen Kleidertausch zu organisieren? Dann finden Sie hier eine Vorlage.

Do it yourself – Alltägliches einfach selber machen

Kokosöl ist nicht nur in der Küche vielseitig einsetzbar. Foto: monicore / Pixabay.

Waschmittel, Seife und Deodorant dürfen in keinem Haushalt fehlen. Herkömmliche Produkte basieren leider oft auf Palm- oder Erdöl und enthalten Zusätze wie synthetische Duftstoffe oder Konservierungsstoffe. Das muss aber nicht sein, denn Kosmetika und Haushaltsmittel lassen sich ohne Probleme in guter Qualität selbst herstellen.

Das ist in den meisten Fällen nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch noch günstiger. Kernseife beispielsweise ist die Basis unserer Kaffee-Seife und ein Bestandteil des Flüssigwaschmittels. Im Einkauf kostet sie ca. 1 Euro für 300 Gramm. Damit ist unsere Seife wesentlich günstiger als vergleichbare Seifen auf dem Markt.

Wir haben vier einfache Rezepte für Seife, Waschmittel, Deodorant und Allzweckreiniger für Sie getestet. Ihrer Kreativität sind beim Nachmachen keine Grenzen gesetzt: Wie ihre Produkte am Ende riechen oder aussehen sollen, haben Sie selbst in der Hand.

1. Kaffee-Seife

Für etwa 4 Stücke benötigen Sie:

  • 250 Gramm transparente oder weiße Kernseife (palmölfrei)
  • 2-3 Esslöffel Kaffeesatz oder -pulver
  • optional: einige Tropfen ätherisches Öl (wir haben Blutorange verwendet)
  • Küchenreibe
  • Gießformen (am besten aus Silikon, z.B. Eiswürfel-Formen)

Zubereitung:

Hobeln Sie die Kernseife mit einer herkömmlichen Reibe und schmelzen sie die Hobel anschließend in einem Wasserbad. Spülen Sie währenddessen die Förmchen heiß aus.

Sobald die Seife flüssig ist, rühren Sie Kaffeesatz oder -pulver ein. Wenn Sie möchten, fügen Sie einige Tropfen ätherisches Öl für den Geruch der Seife hinzu.

Gießen Sie die flüssige Seife in die vorbereiteten Förmchen und stellen Sie diese in den Kühlschrank. Nach etwa 2 Stunden ist die Seife ausgehärtet und kann aus den Förmchen gelöst werden.

Der Kaffeesatz in unserer Seife wirkt geruchsneutralisierend und ist gut gegen Fuß- und Nagelpilz. Durch die Körnung des Kaffees hat die Seife einen natürlichen Peeling-Effekt – ganz ohne Mikroplastik.

Anstelle des Kaffees können Sie natürlich etliche weitere Zutaten ausprobieren, zum Beispiel Blüten (Lavendel, Ringelblume, Rose) oder Kakaopulver. Zusätze wie Zucker oder Haferflocken sorgen für einen ähnlichen Peeling-Effekt wie der Kaffeesatz.

Wer ein wenig Zeit und Geduld mitbringt, kann Seife natürlich auch selbst sieden. In diesem Fall wird nicht auf bereits gesiedete Kernseife zurückgegriffen. Stattdessen werden verschiedene Öle mit Natriumhydroxid zu Seife verarbeitet. Eine ausführliche Anleitung dafür finden Sie bei unserem Medienpartner Utopia und auf Smarticular.

2. Flüssigwaschmittel

Für etwa einen Liter benötigen Sie:

  • etwa 20 Gramm Waschsoda
  • 15 Gramm Kernseife
  • 1 Liter Wasser
  • optional: einige Tropfen ätherisches Öl (auch hier haben wir Blutorange verwendet)
  • ein großer Topf
  • ein Trichter
  • Aufbewahrungsgefäße

Zubereitung:

Hobeln Sie die Kernseife mit einer Küchenreibe und geben sie die Hobel zusammen mit dem Waschsoda in den Topf.

Kochen Sie das Wasser im Wasserkocher auf und gießen Sie es über die Zutaten. Nun müssen Sie kräftig rühren, bis sich alles gut aufgelöst und vermischt hat. Das kann einige Minuten dauern und klappt am besten mit einem Schneebesen.

Lassen Sie die Mischung bei Raumtemperatur einige Stunden abkühlen. Sollte die Mischung zu fest geworden sein, rühren Sie noch einmal kräftig, bis das Waschmittel wieder flüssig ist. Nun können Sie nach Belieben noch etwas ätherisches Öl hinzufügen.

3. Deo-Creme

Für zwei kleine Gläschen benötigen Sie:

  • 5 Esslöffel Kokosöl
  • 5 Esslöffel Natron
  • 5 Esslöffel Speisestärke
  • optional: einige Tropfen ätherisches Öl (Sie ahnen es: Blutorange)

Zubereitung:

Schmelzen Sie das Kokosöl zusammen mit dem ätherischen Öl im Wasserbad, bis es ganz flüssig ist. Nun geben Sie Natron und Stärke hinzu und rühren, bis sich alle Zutaten gelöst und gut miteinander vermischt haben.

Wenn Sie die Mischung nun bei Zimmertemperatur abkühlen lassen, ist es wichtig, ab und an umzurühren. Sonst setzen Natron und Stärke sich beim Erkalten ab.

4. Essig-Universalreiniger

Für etwa 750 Milliliter Reiniger benötigen Sie:

  • 500 Milliliter weißen Haushaltsessig
  • 250 Milliliter Wasser
  • etwa 20 Tropfen ätherisches Öl (für diesen Reiniger empfiehlt sich Teebaum-, Zitronen, Lavendel- oder Eukalyptus-Öl)
  • eine alte (Sprüh-)Flasche

Zubereitung:

Mischen Sie alle Zutaten und füllen Sie sie in eine Flasche ab. Dazu eignet sich zum Beispiel eine ausgediente, leere Sprühflasche. Vor jedem Gebrauch sollten Sie den Reiniger gut schütteln.

Für diesen Reiniger ist von Bedeutung, welches ätherische Öl Sie verwenden. Denn dadurch riecht ihr Reiniger nicht nur gut, er entfaltet auch seine volle Wirkung. Teebaum-, Zitronen, Lavendel- oder Eukalyptus-Öl wirken antibakteriell, antiviral und antifungal und sind daher für einen Universalreiniger bestens geeignet. Eine Übersicht über die verschiedenen Wirkungsweisen unterschiedlicher ätherischer Öle finden Sie hier.

Selbermachen

Neue Produkte produzieren Müll, in der Herstellung und der Verpackung. Meistens ist dieser Müll, genauso wie die neuen Produkte selbst, vermeidbar. In Repair-Cafés geben Engagierte kaputten Gegenständen eine zweite Chance – ganz im Sinne der zweiten Stufe der Anti-Verbraucher-Pyramide, dem Selbermachen.

©Deutsche Umweltstiftung
Das Repair-Café Soldiner Kiez findet in den Räumen der Fabrik Osloer Straße im Berliner Norden statt

Im Hinterhof der Fabrik Osloer Straße muss Olaf Skeries selbst Hand anlegen. Auf dem weißen Schultisch vor ihm steht ein in die Jahre gekommener Philips-Staubsauger, der einfach nicht mehr anspringen will. Für Olaf ist der Fall eine klare Sache: Hier ein bisschen ziehen, dort etwas rütteln und schon schnurrt das Gerät wieder wie zuvor. In weniger als fünf Minuten hat Olaf den scheinbaren Schrottplatz-Kandidaten zu neuem Leben erweckt.

©Deutsche Umweltstiftung
Olaf Skeries (r.) betreibt das Repair-Café gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen

Hilfe von erfahrenen Tüftler*innen

Als gelernter Autoschlosser versteht Olaf sich aufs Schrauben. Seit mehreren Jahren leiht er seine Expertise gleich mehreren Repair-Cafés im Berliner Norden. Im Repair-Café im Soldiner Kiez trifft er sich jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat mit anderen Ehrenamtlichen. In gemütlicher Atmosphäre reparieren sie dort drei Stunden lang kaputte Gegenstände, die Interessierte von Zuhause mitgebracht haben. Vom Staubsauger über Plattenspieler und Laptops bis hin zur Dunstabzugshaube hat Olaf schon alles gesehen. Meistens kommen Menschen jedoch mit defekten Haushaltsgeräten oder Fahrrädern.

Für die Reparatur-Expert*innen um Olaf ist diese Vielfalt kein Problem: „Der größte Teil von uns sind Handwerker mit viel Erfahrung.“ Im Repair-Café geben sie diese Erfahrung bereitwillig an andere weiter. Trotzdem sind Repair-Cafés wie das im Soldiner Kiez keinesfalls mit klassischen Reparatur-Werkstätten zu verwechseln, sagt Olaf: „Das Konzept wird manchmal falsch verstanden, als billige Reparatur-Möglichkeit“.

Manchmal, wenn schon ein gezielter Handgriff genügt, packt Olaf natürlich selbst mit an. Grundsätzlich geht es ihm und seinen Mitstreitern aber darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten: „Ich zeige zwar, welche Schrauben man aufmachen muss, aber aufmachen muss man sie dann schon selbst.“

©Deutsche Umweltstiftung
Expertise und Werkzeug gibt es im Repair-Café gratis

Wer das Repair-Café besuchen will, muss sich deshalb auch vorab per E-Mail anmelden. So könne man die Interessierten bereits vorab dazu animieren, sich mit der Reparatur ihrer Gegenstände zu beschäftigen. Das bedeutet auch, dass jede*r selbst dafür zuständig ist, Ersatzteile zu besorgen. Verbrauchsmaterialien wie Kleber oder Kabelbinder gibt es dagegen im Repair-Café, finanziert durch die Vertrauenskasse am Eingang. „Und wenn wirklich mal Lötzinn oder so etwas fehlt, holen wir das von unserem Geld“, sagt Olaf.

Nachhaltigkeit als Ziel

In Repair-Cafés wird Nachhaltigkeit nicht nur vorgelebt, sondern erlebbar gemacht. Mit ihrem Wirken wehren die Reparatur-Expert*innen sich gegen wirtschaftliche Strategien wie die geplante Obsoleszenz, also den vom Hersteller beabsichtigten, frühzeitigen Funktionsverlust von Produkten. Als eine Folge der Obsoleszenz stellte das Umweltbundesamt 2016 in einer Studie fest, dass „Geräte heute vermehrt nach kürzeren Nutzungsdauern ersetzt oder entsorgt werden.“ Aus ökologischer Sicht sei diese „Praxis nicht akzeptabel“, schließt die Studie.

Das sieht Olaf ganz ähnlich. Sein Bestreben ist es, Nutzgegenstände so lange wie möglich zu erhalten: „Nicht jedes Gerät ist direkt kaputt, wenn es mal nicht mehr angeht. Oft sind das nur Kleinigkeiten.“ Bei Kaffeemaschinen beispielsweise sei oft nur der Kondensator im Wert von 50 Cent kaputt, eine neue Maschine koste das Hundertfache oder mehr. Im Repair-Café gewinnt so jede*r, selbst wer nicht die Nachhaltigkeit länger genutzter Produkte, sondern den wirtschaftlichen Vorteil im Blick hat.

Trend gegen die Wegwerfgesellschaft

Die Mischung aus Nachbarschaftshilfe und stillem Protest gegen die Wegwerfgesellschaft findet Anklang. Seit die Niederländerin Martine Postma 2009 in Amsterdam das erste Repair-Café initiierte, verbreitet sich die Idee zusehends: Mehr als 1500 vergleichbare Reparatur-Initiativen gibt es inzwischen weltweit, allein in Berlin können Interessierte in 25 Repair-Cafés mehr oder weniger regelmäßig Hilfe beim Reparieren bekommen.

Dabei ist es gerade die Regelmäßigkeit, die laut Olaf maßgeblich für den Erfolg eines Repair-Cafés ist: „Man braucht schon einen langen Atem. Viele machen auch wieder zu, das hängt vom Engagement Ehrenamtlicher ab.“ Wie viele andere Repair-Cafés wurde auch die Werkstatt im Soldiner Kiez erst mehrere Jahre als Projekt gefördert. Mit den Fördermitteln konnten Werkzeuge angeschafft werden, Schrauben, Flickzeug und anderes Material.

©Deutsche Umweltstiftung
Der Werkzeug-Schrank im Soldiner Kiez wurde im Rahmen einer Projektförderung angeschafft

Mit dem Ende der Projektlaufzeit aber stand auch das Ende des Cafés im Raum. Denn ohne die Fördermittel konnte der ehemalige Betreiber, ein Berliner Verein für Wiederverwertung, die Personalkosten für das Café nicht decken. „Dann haben wir alle uns zusammen getan und beschlossen, trotzdem weiter zu machen“, erzählt Olaf. Seitdem werkeln im Soldiner Kiez nur noch Ehrenamtliche.

Ohne die Sozialen Strukturen aber, in die das Café eingebunden ist, wären auch den Ehrenamtlichen die Hände gebunden. Denn ohne die Räume, die im Soldiner Kiez die Fabrik Osloer Straße zur Verfügung stellt, kann kein Repair-Café arbeiten. Auch die ehrenamtlichen Berliner Quartiersräte tragen als Schnittstelle zur Politik zum reibungslosen Ablauf der Cafés bei, indem sie bei Bedarf zur Deckung laufender Kosten beitragen können.

Dort scheint man erkannt zu haben, dass das regelmäßige Reparieren für den Kiez ein Gewinn ist, und zwar nicht nur aus ökologischer Sicht. Denn Repair-Cafés sind eben nicht nur Reparatur-Werkstätten, sondern auch Cafés, soziale Begegnungsorte also: „Es kommen viele Leute vorbei, die einfach nur guten Tag sagen, einen Kaffee trinken wollen“, sagt Olaf.

In der Fabrik Osloer Straße trifft sich so der ganze Kiez: Junge und Alte, versierte Tüftler*innen, Hobby-Bastler*innen und Laien. Im Repair-Café ist jede*r willkommen, sagt Olaf Skeries: „Auch wer zwei linke Hände hat, kann mitmachen. Und wenn er nur Kaffee kocht.“

Nutzen, was man hat

In dieser Woche möchten wir Ihnen die erste Stufe der Anti-Verbraucher-Pyramide vorstellen. Die größte und wichtigste Stufe der Pyramide sieht vor, zunächst das zu benutzen, was man bereits hat, ohne dafür neue Dinge konsumieren zu müssen.

Der Upcycling-Laden K.W.D.

©Deutsche Umweltstiftung

Passend zu diesem Konzept haben wir für Sie den Upcycling – Laden K.W.D. im Berliner Stadtteil Friedrichshain besucht. Die Designerin Katja Werner hat uns Einblicke in ihre Arbeit und die Entstehung ihrer Produkte gewährt.

So hat alles angefangen…

Eigentlich hat Katja Werner keinen Hintergrund im Produktdesign oder Handwerk, sondern hat Graphikdesign studiert. Durch ihre Passion auf Flohmärkte zu gehen und dort spannende Funde zu machen, ist die Initialzündung entstanden, aus recycelten Materialien Produkte zu entwerfen. Im Jahr 2007 hat sie dann mit ihrem eigenen Produktlabel K.W.D. begonnen, womit sie sich ihren Wunsch erfüllen konnte, im Beruf ökologische Verantwortung zu übernehmen.

Seit nun schon 12 Jahren kreiert sie aus alten Fahrradschläuchen, Kassenbändern und Luftmatratzen neue Artikel wie beispielsweise Portemonnaies, Rucksäcke und Accessoires wie Schlüsselanhänger oder Schlüsselbretter aus Fahrradventilen. Wichtig ist ihr dabei, dass die vermeintlichen „Abfälle“ zweckentfremdet werden und dadurch bei den Kunden eine Überraschung hervorrufen. Ein gutes Beispiel dafür ist ein derber, alter Schlauch, aus dem Katja Werner ein feines Portemonnaie mit edlem Stoffinnenfutter hergestellt hat. Sie hat Spaß daran, mit den Materialien und Kontrasten zu spielen, um unerwartete Effekte hervorzubringen. 

©Deutsche Umweltstiftung

Vermeintlichen „Müll“ zu neuem Leben erwecken – so funktioniert das Upcycling-Prinzip. Alle Produkte, die Katja Werner entwirft, sind Unikate, die aus Spielsinn und Erforschen mit recycelten Materialien entstanden sind. Die Wiederverwendung von Material ist oft mit einem höheren Aufwand als die Neuproduktion verbunden, denn das Material muss besorgt, geprüft und dann gegebenenfalls gereinigt und weiterverarbeitet werden. Dies mache laut Katja Werner aber genau die Seele der Produkte aus.

©Deutsche Umweltstiftung

Dieses Bild zeigt einen Kronleuchter, den Katja Werner auf der Straße gefunden hat. Sie hat ihn mit Zahnbürsten upgecycelt, die sie über vier Jahre hinweg gesammelt hat. Zu der Frage, wie sie auf diese kreativen Ideen kommt, antwortet sie: „Manchmal finde ich etwas und weiß zuerst gar nicht, was ich daraus machen kann. Dann schleiche ich einige Male drum herum und schaue es mir immer wieder an, bis ich eine Idee im Kopf habe.“ Vieles müsse zunächst einfach ausprobiert werden, bis dann ein Resultat heraus komme, mit dem sie zufrieden sei.

Die Materialen für die Produkte

Katja Werner stellt alle ihre Produkte selbst her und versucht hierfür kontinuierlich  neue Materialien zu finden, die sich zum Upcyclen eignen. Die aktuellste Entdeckung ist ein sogenanntes Flexzelt, das für Events draußen wie beispielsweise Festivals oder Hochzeiten verwendet wird und sich durch eine extrem hohe Belastbarkeit auszeichnet. Durch die reißfesten, wasserdichten und UV-stabilen Eigenschaften verwendet die Designerin die Reste des Zelts für ihre Fahrradtaschen.

©Deutsche Umwelstiftung

Auf dem Fahrrad erkennt man eine Fahrradtasche aus alten Schläuchen und Flexzelt. Rechts daneben befinden sich stabile Taschen aus Kassenband, beispielsweise für den Transport von Holz.

Da neue Materialen eine jeweils individuelle Beschaffenheit aufweisen, lernt Katja Werner immer wieder neue Methoden zum Verarbeiten. So kann sie ihr Portfolio durch die erlernten Fähigkeiten mit weiteren Kunstwerken vergrößern. Um neue Materialquellen zu finden, muss die Designerin Netzwerke aufbauen. Oft entdeckt sie selbst auf Flohmärkten, Schrottplätzen oder auf der Straße Materialen, die sie noch weiter verarbeiten kann. Teilweise kommen Privatpersonen oder Unternehmen aber auch direkt auf sie zu und bieten ihr Materialien an, von denen sie denken, dass es zu schade wäre, diese wegzuwerfen.

Nachhaltigkeit als Thema

Die Designerin bezeichnet Nachhaltigkeit als das Thema ihrer Produkte. Das sei zwar nicht der Motor ihres Handelns, spiele aber eine große Rolle in ihrer täglichen Arbeit. Bei der Produktion ihrer Produkte achtet sie darauf, möglichst alles zu verwerten und überlegt sich Alternativen, was sie mit übrigen Materialresten machen kann.  So freuen sich zum Beispiel Kindergärten über Reste der Produktion zum Basteln mit den Kindern.

Zudem wägt Katja Werner ab, wann es sich aus ökologischer Perspektive lohnt, etwas zu recyceln. Wenn Materialien extrem verschmutzt sind, müsste eine große Menge an Ressourcen aufgewendet werden, um diese zu reinigen – dadurch geht der Nachhaltigkeitsaspekt verloren. Neben dem Einsparen von Ressourcen ist die Bewusstseinsbildung ein großer Pluspunkt ihrer Arbeit. Durch die kreativen Produkte werden Menschen dazu inspiriert zu hinterfragen, ob bestimmte Dinge tatsächlich in den Mülleimer wandern müssen oder ob daraus noch etwas Kreatives geschaffen werden kann.

Bewusster Konsum als Leitidee der #kaufnix-Kampagne

Diese Grundidee, auf der die Arbeit von Katja Werner aufbaut, ist auch die Basis unserer Kampagne. Wir alle sollten unseren Konsum hinterfragen. Und bevor wir ohne nachzudenken etwas kaufen, sollten wir zunächst überlegen, ob wir nicht zu Hause etwas finden, das wir verwenden oder upcyceln können.

©Deutsche Umweltstiftung

Für mehr Informationen zu K.W.D

Libauer Strasse 1
10245 Berlin
Deutschland

Tel. +49 (0)30. 61073577
Fax +49 (0)30. 61073578