Die Anti-Verbraucher-Pyramide funktioniert nach demselben Prinzip wie andere Modelle, zum Beispiel Ernährungspyramiden. Mithilfe von unterschiedlich großen Segmenten verdeutlicht sie, in welchem Umfang bestimmte Konsum- und Verhaltensweisen zu einem suffizienteren Leben beitragen können. Dabei wird das für eine nachhaltigere Entwicklung wünschenswerte Verhältnis der einzelnen Stufen zueinander veranschaulicht. Je größer eine Stufe ist, desto mehr Wert sollte auf diese Verhaltensweise gelegt werden, um den eigenen Alltag suffizienter zu gestalten.
Stufe 1: Nutzen, was man hat
Ziel von Suffizienz-Strategien ist es, den eigenen Ressourcen- und Energieverbrauch im alltäglichen Leben auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren. Der einfachste Weg, dieses Prinzip umzusetzen, ist es, einfach die Dinge zu benutzen, die einem bereits zur Verfügung stehen. Denn für die Herstellung von jedem Gegenstand, Kleidungsstück und Nahrungsmittel werden sowohl Ressourcen als auch Energie benötigt. Daher ist die Beschränkung auf bereits bestehenden Besitz die Basis der Anti-Verbraucher-Pyramide – das größte und wichtigste Element der Pyramide also.
Stufe 2: Machen
Natürlich ist es nicht immer möglich, auf bereits vorhandenen Besitz zurückzugreifen. Altes Brot kann zwar ohne Probleme zu Croutons weiterverarbeitet werden. Für die Tomatensuppe zu den Croutons braucht man allerdings Tomaten. Die müssen jedoch nicht aus dem Supermarkt kommen: Im eigenen oder gemeinschaftlich bewirtschafteten Garten lässt sich zum kleinen Preis frisches Gemüse herstellen – bio, fair und regional.
Natürlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Um Stufe 2 der Pyramide im Alltag umzusetzen, muss das aber auch niemand sein. Denn um Dinge selbst zu machen oder zu reparieren, kann jede*r sich Hilfe ins Boot holen. In Selbsthilfe-Werkstätten und Repair-Cafés findet man alles Werkzeug und die Expertise von Fachkundigen, die es vielleicht braucht, um die kaputte Waschmaschine wieder in Gang zu bringen.
Stufe 3: Tauschen
Die Modewelt steht nie still: Kaum hat man sich an Schlaghosen gewöhnt, sind schon wieder Röhrenjeans in. Wer immer im Trend liegen will, muss damit aber nicht unbedingt der Umwelt schaden. Denn ausgediente Kleidung lässt sich ohne Weiteres gegen neue Lieblingsstücke eintauschen. Das ist inzwischen nicht mehr nur im Internet möglich. Auf sogenannten Kleidertausch-Partys kann man diese nachhaltige Form des Shoppings immer öfter auch analog testen – die Möglichkeit zum Anprobieren inklusive.
Tauschen ist allerdings nicht nur ein Konzept für Trendbewusste. Portale wie Homeexchange machen den unkomplizierten und übergangsweisen Wechsel der eigenen vier Wände möglich. Perfekt für alle, die zwischendurch einen Tapetenwechsel brauchen.
Stufe 4: Leihen
Immer für alle Eventualitäten ausgerüstet zu sein, erfordert nicht nur Unmengen an Platz, sondern ist auch teuer und unnötig. Viel praktischer und umweltschonender ist es, auch auf die Ressourcen zurückzugreifen, die Freunde/Freundinnen, Verwandte oder Nachbar*innen bereitstellen können. Wer also nur beim Einzug Regale aufbauen möchte, muss sich dafür nicht gleich einen Akku-Schrauber zulegen. Vielleicht ist das genau die richtige Gelegenheit, um die neuen Nachbar*innen kennen zu lernen!
Stufe 5: Gebraucht kaufen
Flohmärkte haben längst ihr etwas angestaubtes Image abgelegt. Durch Second-Hand-Läden oder über den Gebrauchtmarkt schlendern macht nicht nur Spaß, sondern hält auch ungeahnte Schätze bereit. Wer seinen Staubsauger lieber selbst repariert als einen neuen zu kaufen, findet hier vielleicht das gesuchte Ersatzteil.
Stufe 6: Kaufen
Die Option zu kaufen ist nur die Spitze der Anti-Verbraucher-Pyramide und stellt damit deren kleinstes Element dar. Um ein suffizientes Leben zu verwirklichen, sollte also nur in solchen Fällen gekauft werden, in welchen es sich nich vermeiden lässt. Wenn ein Konsumgut gekauft werden muss, gibt es immerhin noch die Möglichkeit, darauf zu achten, dass das Produkt fair gehandelt, regional und/oder ökologisch hergestellt ist.