Maßvolles Wirtschaften: Unternehmerische Strategien für eine nachhaltige Zukunft

In einer Welt, in der wir uns den planetaren Grenzen immer weiter nähern und die zunehmend von Konsum und Expansion geprägt ist, gewinnt das Konzept der Suffizienz und des maßvollen Wirtschaftens immer mehr an Bedeutung. Das Forschungsteam rund um Dr. Maike Gossen von der TU Berlin geht in dem Projekt „Maßvoll wirtschaften: Unternehmerische Strategien für gemeinwohlorientierte Konsum- und Produktionsmuster“ der Frage nach, wie verbreitet Strategien und Geschäftsmodelle sind, die den Ressourcenverbrauch durch Konsum und Produktion reduzieren. Ziel ist es, herauszufinden, welche Herausforderungen bei der Umsetzung von maßvollem Wirtschaften und welche Skalierungsansätze in der Praxis existieren.

Maßvolles Wirtschaften bedeutet, dass Unternehmen ihre Produktion und ihr Angebot auf das notwendige Maß begrenzen und ressourcenschonende Lebensstile erleichtern. Sie sind nicht auf maximales Wachstum und Profit ausgerichtet, sondern legen ihren Fokus auf das Gemeinwohl und eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Nachhaltige Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden in Interviews und einer breiten Online-Befragung sowohl auf ihre internen Strategien wie die Begrenzung von Wachstumszielen und Produktionsvolumen als auch auf ihre externen Strategien wie das Vorhandensein von Reparaturangeboten und den Vertrieb langlebiger Produkte zur Förderung von Suffizienz untersucht.

Die Konflikte an der Schnittstelle zwischen suffizienzorientierten Geschäftspraktiken und Wachstumszwängen spielen dabei eine bedeutende Rolle, da das Streben nach ständigem Wachstum tief in der Wirtschaftsstruktur verankert ist und in direktem Widerspruch zu den Zielen des maßvollen Wirtschaftens steht. Die im Forschungsprojekt erstellte Literaturanalyse ergab, dass es für Unternehmen mit einem suffizienzorientierten Geschäftsmodell schwierig ist, sich gegen konventionelle Unternehmen zu behaupten, da Expansion und Gewinnmaximierung inhärente Triebkräfte des gegenwärtigen Wirtschaftssystems darstellen. Zusätzlich ist die Konsumkultur in vielen westlichen Ländern ein Hindernis, da sie von Materialismus und Überfluss geprägt ist und immer wieder neue Produkte und Dienstleistungen fordert, die oft nur von kurzer Lebensdauer sind. Viele suffizienzorientierte Unternehmen sehen diese Konsumkultur kritisch und nutzen ihre Kommunikation und Reichweite, um ein Bewusstsein für verantwortungsvollen Konsum zu schaffen.

Best-Practice-Beispiele

Obwohl maßvolles Wirtschaften erst wenig verbreitet ist, gibt es einige Beispiele die zeigen, dass es möglich ist, suffizienzorientiert wirtschaftend erfolgreich zu sein. Neben Fairphone und Patagonia vertreibt auch der Outdoor-Ausrüster Vaude langlebige Produkte, die sich durch Reparierbarkeit auszeichnen und bietet einen Mietservice für Outdoor Equipment. Auch Abonnement-Modelle als Beitrag zur Kreislaufwirtschaft sind denkbar, wie mit dem Programm Cyclon von der Schuhmarke ON.

Notwendige politische Unterstützung

Für eine breitere Implementierung suffizienzorientierter Geschäftsmodelle ist jedoch politischer Wille erforderlich. Im derzeitigen Markt sind nachhaltige Unternehmen oft benachteiligt , da konventionelle Unternehmen von Subventionen und steuerlichen Vorteilen profitieren. Eine politische Förderung könnte beispielsweise durch steuerliche Anreize für nachhaltige Geschäftsmodelle oder durch gesetzliche Maßnahmen wie Reparaturboni oder längere Produktgarantien möglich sein. Solche Anreize würden es Unternehmen erleichtern, auf langfristige, ressourcenschonende Produktionsmethoden umzusteigen. Darüber hinaus würde eine verstärkte Regulierung von nicht-nachhaltigen Praktiken durch Steuern auf Materialimporte oder den Transportweg helfen, die Rahmenbedingungen für suffizienzorientierte Geschäftsmodelle zu verbessern.

Fazit: Suffizienz als zukunftsfähiges Geschäftsmodell

Das Konzept der Suffizienz bietet Unternehmen die Möglichkeit nicht nur den Ressourcenverbrauch zu verringern, sondern auch eine nachhaltigere und gemeinwohlorientierte Wirtschaft zu fördern. Indem sich Unternehmen für Suffizienz und die Produktion langlebiger Produkte entscheiden, zeigen sie, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind.

Am 25.11. hielt Dr. Maike Gossen im Rahmen der Ringvorlesung zum Klimaschutz an der TU Berlin einen Vortrag zum Thema „Unternehmerische Strategien zur Förderung von Suffizienz“. Die vollständige Vorlesung kann hier und auf YouTube angeschaut werden.

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Literaturverzeichnis

Halstenberg, Barbara (2024): Weniger ist mehr –
Interview mit Dr. Maike Gossen und Laura Niessen zu Suffizienz und Unternehmen. Technische Universität Berlin, keine Angabe. URL: https://www.tu.berlin/news/interviews/potenziale-suffizienzorientierter-unternehmen (letzter Aufruf: 16.12.2024, 16:09 Uhr).

Gossen, Maike (2024): Unternehmerische Strategien zur Förderung von Suffizienz. Technische Universität Berlin, 25.11.2024. URL: https://www.youtube.com/watch?v=q2JXCSvoF_c (letzter Aufruf: 16.12.2024, 12:09 Uhr).