Suffizienz in der Philosophiegeschichte

Wir kennen die drei großen Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Effizienz kommt aus dem technisch-ökonomischen Bereich und versucht den gleichen Output bei reduziertem Ressourceneinsatz zu realisieren. Auch Konsistenz verfolgt einen eher technischen Ansatz. Sie versucht, neue Stoffe zu entwickeln, die sich für eine Kreislaufwirtschaft eignen. Prominent ist die Cradle-to-Cradle Bewegung, bei der nicht die Konsumreduktion im Mittelpunkt steht, sondern die Errichtung eines Kreislaufs, in dem sich möglichst alle genutzten Produkte bewegen und in dem wenig bis keine Abfälle anfallen. 

Suffizienz geht einen anderen Weg. Sie versucht nicht, neue Wege für die Befriedigung von Bedürfnissen zu finden, sondern sie hinterfragt diese Bedürfnisse selbst (vgl. Eser 2015, 94). Sie kommt aus einer moralisch-philosophischen Denkrichtung. In der Nachhaltigkeitsstrategie ist die Suffizienz deutlich jünger als die Effizienz. Während Effizienz auf die Zeit der industriellen Revolution zurückgeht, entwickelte sich Suffizienz erst im Laufe des 20. Jahrhunderts. Ein Blick in die Geschichte der Philosophie zeigt jedoch: Suffizienz ist kein neues Konzept. Schon in der Philosophie der Antike war Suffizienz, wenn auch nicht unter diesem Namen, ein prominentes Thema. Damals gab es Denker, die einen – nach heutigen Maßstäben – nachhaltigen Lebensstil propagierten. Welche Strömungen und Theorien über die Suffizienz sich im Lauf der Geschichte entwickelt haben, soll Inhalt dieses Beitrags sein. Dabei werden nur einige, besonders wichtige Schlaglichter gezeigt, denn das volle Ausmaß der philosophischen Geschichte der Suffizienz würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.

Von der Antike zur Aufklärung: Die philosophischen Wurzeln der Suffizienz

Wir beginnen unseren Rundgang durch die Geschichte in der Antike. Eine der einflussreichsten philosophischen Schulen der Antike ist die der Stoa. Die Strömung ist eudaimonistisch ausgerichtet, das heißt, die ‚Frage nach dem guten Leben‘ steht im Zentrum ihres philosophischen Schaffens (vgl. Schnor 2015, 15). In der Philosophie der Stoa erreicht man das gute Leben vor allem durch Selbstbeherrschung und Lossagung von äußeren Einflüssen wie materiellen Besitztümern. Das Festhalten an Tugenden wie Weisheit, Mut, Gerechtigkeit und Besonnenheit steht im Zentrum. Noch heute begegnet uns die Lehre der Stoa, wenn wir das gleichmütige, beherrschte Verhalten eines Menschen als ‚stoisch‘ bezeichnen. Auch wenn Suffizienz als Begriff nicht in der Stoa verwendet wird, finden sich in der von ihr formulierten, genügsamen Lebensweise, die wenig Güter beansprucht, doch zahlreiche Anknüpfungspunkte. Sie entsagt nicht jeglichem Luxus, betont aber „materielle (…) Einfachheit“ (Schild 2021, 104), die Gefahr von Unbegrenztheit, und das Streben, nicht in Abhängigkeit von weltlichen Dingen, die sich jenseits der Tugenden befinden, zu geraten (vgl. Schnor 2015, 35).

Ein paar Jahrhunderte später, in der christlichen Theologie, die unseren „westlichen Gesellschaften prägend zugrunde liegt und sich auch durch die Narrative der Umweltbewegung zieht“ (Dallmer 2020, 177), spielt die Askese, also die Entsagung von weltlichen Gütern und die freiwillige Begrenzung von Bedürfnissen, eine zentrale Rolle im religiösen und philosophischen Denken. Versteht man die Askese als eine „Kunst und Technik (…) kontrollierter Lebensführung“ (Macho 2007, 1), wird sie nicht erlitten wie eine Krankheit, sondern “geübt und praktiziert wie die Verwendung eines Werkzeugs oder das Spiel eines Musikinstruments” (ebd.). Schon ab dem 4. Jahrhundert finden sich im katholischen Katechismus die vier Kardinaltugenden, wovon eine die Mäßigung ist. Diese taucht auch auf bei Thomas von Aquin, einem der bedeutendsten christlichen Philosophen des Mittelalters (Balthasar 2021). Mit der zur gleichen Zeit beginnenden Entstehung der Klöster entwickelte sich aus dem Konzept der Askese eine Lebensführung, die dem heutigen Verständnis von Suffizienz schon recht nahekommt. 

Klösterliche Gemeinschaften entwickelten neben persönlicher Enthaltsamkeit auch Praktiken der Selbstversorgung, die heute durchaus als nachhaltig bezeichnet werden könnten: Sie bauten Lebensmittel an, stellten Werkzeug und Kleidung selbst her und lebten weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen. Franz von Assisi nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein. Als Begründer des Franziskanerordens legte er mit den Grundstein für ein christliches Suffizienzverständnis. In seiner zweiten Enzyklika ‚Laudato si‘ spricht der aktuelle Papst Franziskus im Jahr 2015 über Franz von Assisi als Vorbild „für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie“ (Heimbach-Steins/Lienkamp 2015, 159). 

Suffizienz in Religion und Gesellschaft: Von klösterlicher Askese bis zur Romantik

Interessanterweise finden sich auch in den anderen Weltreligionen, zum Beispiel dem Buddhismus, Ansätze, die ein suffizientes Leben jenseits von Eigennutz und Besitzdenken empfehlen. In der Lehre des achtfachen Pfades (auch mittlerer Weg genannt) werden Entschleunigung, Großzügigkeit und Selbstbegrenzung praktiziert (vgl. Folkers 2015, 9), die nicht nur Restriktion mit sich bringen, sondern das Potenzial in sich tragen, Kreativität und Produktivität freizusetzen (vgl. ebd., 10). Diese Perspektive zeigt eine spannende Parallele zur christlichen Idee der Bedürfnislosigkeit und verdeutlicht, wie in ganz verschiedenen Kulturen die Idee der Suffizienz zur Erreichung spiritueller Ziele verfolgt wurde und wird.

Anknüpfend an die christliche Tradition gehen wir als Nächstes in die Romantik mit ihrem prominenten Vertreter Jean-Jacques Rousseau. Er wirkte im 18. Jahrhundert und gilt als wichtiger Vordenker der Aufklärung und der Französischen Revolution. Im Kontext der Suffizienz argumentiert Rousseau mit der Idee der Einfachheit, der Romantisierung des Land- gegenüber des Stadtlebens und dem Ideal der Autarkie und Naturverbundenheit (vgl. Dallmer 2020, 70f; 165). Etwa 100 Jahre später, 1854, veröffentlicht Henry David Thoreau mit seinem Buch Walden ein Werk, in dem die Rückkehr zur Natur und das Entkommen aus einem Zustand, „in dem wir unsere eigenen Sklavenaufseher sind” (Napp 2022) eine zentrale Rolle einnimmt. Thoreau gilt bis heute als Vorbild diverser Protestbewegungen, darunter der 68er-Bewegung, dem Civil Rights Movement oder auch Extinction Rebellion (vgl. ebd.). 

Suffizienz im 20. und 21. Jahrhundert: Nachhaltigkeit neu gedacht

Mit zunehmender Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, unter anderem geprägt durch die Anti-Atomkraft-Bewegung in den 1970ern, der Veröffentlichung der Studie Die Grenzen des Wachstums 1972, des Montreal-Protokolls 1987 sowie der Rio-Konferenz 1992 nahm die Idee der Suffizienz als Nachhaltigkeitsstrategie neue Fahrt auf. Die Werke Small is beautiful von Ernst Schumacher (1973) und Das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas (1979) ebnen den Weg für das Konzept der Suffizienz, wie wir es heute kennen. Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff Suffizienz erstmals 1993 von Wolfgang Sachs verwendet: „‘Effizienzrevolution’ bleibt richtungsblind, wenn sie nicht von einer ‘Suffizienzrevolution’ begleitet wird. Nichts ist schließlich so irrational, als mit einem Höchstmaß an Effizienz in die falsche Richtung zu jagen.” (Sachs 1993, 2). Heute gelten vor allem Manfred Linz (Weder Mangel noch Übermaß, 2004), Serge Latouche (Farewell to Growth, 2009) und Niko Paech (Befreiung vom Überfluss, 2012) als bekannte Fürsprecher des Suffizienzkonzepts. 

Kritische Reflexion: Grenzen und Potenziale der Suffizienz heute und morgen

Ob nun aus Sicht der antiken Stoa, des mittelalterlichen Christentums oder aufklärerischer Philosophen, die Idee der Suffizienz muss stets auch kritisch betrachtet werden, ist sie doch nach wie vor ein äußerst idealistisches und voraussetzungsreiches Konzept, um den multiplen Krisen unserer Zeit entgegenzutreten. Sie schafft potenziell Raum für „autoritäre (Ökodiktatur) oder auch sozialdarwinistische Lösungen, wenn der Wert der Natur über den des (einzelnen) Menschen gestellt wird” (Dallmer 2020, 178). Mag die Suffizienz auch normativ plausibel sein, mangelt es doch „an Belegen, dass jemals eine Gesellschaft nach ihren Werten gelebt hat und die Menschen dies mehrheitlich als gutes Leben definiert haben” (ebd., 176). Deshalb muss Suffizienz stets mit realistischen politischen Umsetzungsmodellen zusammen gedacht werden. Diese Modelle zu finden und umzusetzen, gilt im Zuge des Fortschreitenden multipler ökologischer Krisen als eine der zentralen Aufgaben des 21. Jahrhunderts.

Literaturverzeichnis

Balthasar, Susanne (2021): Bescheidenheit – Die Wiederentdeckung der Mäßigung. Deutschlandfunk Kultur, 12.06.2021. URL: https://www.deutschlandfunkkultur.de/bescheidenheit-die-wiederentdeckung-der-maessigung-100.html

Dallmer, Jochen (2020): Glück und Nachhaltigkeit. transcript Verlag, Bielefeld. 

Eser, Uta (2015): Glück und Suffizienz. In: Schloßberger, Matthias (Hrsg.): Die Natur und das gute Leben, BfN-Skripten 403 Potsdam. S. 93-97. 

Folkers, Manfred (2015): Suffizienz und Zufriedenheit – Buddhistische Motive für eine Kultur des Genug. Rohfassung eines Vortrags in der „Ringvorlesung zur Postwachstumsökonomie“ am 14.01.2015. URL: http://www.postwachstumsoekonomie.de/wp-content/uploads/2015-01-14_Folkers-Suffizienz-und-Zufriedenheit.pdf 

Heimbach-Steins, Marianne/ Lienkamp, Andreas (2015): Die Enzyklika „Laudato si’“ von Papst Franziskus – Auch ein Beitrag zur Problematik des Klimawandels und zur Ethik der Energiewende. In: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften, 56 (2015), Aschendorff Verlag, Münster. 

Macho, Thomas (2007): Über Askese. In: Künste der Verneinung, 153. 10.18452/1724 URL: https://edoc.hu-berlin.de/server/api/core/bitstreams/c8963262-a92e-4ca3-852c-fad51a15d5f9/content

Sachs, Wolfgang (1993): Die vier E’s – Merkposten für einen maß-vollen Wirtschaftsstil. URL: https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/66/file/66_Sachs.pdf

Schild, Kirstin (2021): Resonanz durch Suffizienz – Wie eine suffiziente Lebensweise Resonanz und somit ein gutes Leben befördert. Inauguraldissertation, Universität Bern.
URL: https://boristheses.unibe.ch/3028/1/21schild_k.pdf 

Schnor, Jannik (2015): Suffizienz und die Frage nach dem guten Leben – Betrachtungen von Suffizienz mithilfe von Konzeptionen des guten Lebens von Epikur und der Stoa. Leuphana Schriftenreihe Nachhaltigkeit und Recht, Leuphana Universität Lüneburg. URL: https://www.leuphana.de/fileadmin/user_upload/Forschungseinrichtungen/ifus/professuren/energie-und-umweltrecht/Schriftenreihe/NR_-_Nr._11__Schnor___Suffizienz__Epikur-Stoa.pdf

Rezension: „Zwischen Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Transformation“

Das Buch „Zwischen Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Transformation“ von Petra Müller setzt sich mit Einflussfaktoren suffizienter Lebensstile auseinander.  Vor dem Hintergrund der massiven Auswirkungen unserer Lebensroutinen und Konsummuster auf die ökologische Tragfähigkeit der Erde beleuchtet die Autorin die Motivation von Menschen, sich für einen reduzierten Lebensstil zu entscheiden. Mittels narrativer Interviews arbeitet sie heraus, welche Beweggründe und Motive diese von ihr als „Pioniere“ bezeichneten Menschen haben, wer sie sind und was sie auszeichnet. 

Eine fundierte theoretische Grundlage für suffiziente Lebensstile

Dazu geht sie in den ersten beiden Kapiteln auf die theoretischen Grundlagen ein und bietet einen umfangreichen Überblick über den Stand der Forschung. Sie erörtert umfassend den Begriff der Suffizienz und ordnet ihn in die übergeordnete Nachhaltigkeitsdebatte ein. Dabei macht sie deutlich, dass Suffizienz mehr ist als bloß „Weniger“ und präsentiert wissenschaftliche Ansätze, die zum einen zeigen, dass herkömmliche eindimensionale Wohlstandsindikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt den komplexen Gegebenheiten nicht gerecht werden. Zum anderen geht sie auf Gegenentwürfe wie das Konzept der 4 E’s (Entschleunigung, Entflechtung, Entkommerzialisierung und Entrümpelung) von Wolfgang Sachs ein. Die Darstellung beschränkt sich dabei nicht nur auf die theoretische Betrachtung der Konzepte, sondern bietet auch einen kursorischen Überblick von empirischen Postwachstumsansätzen, in denen das Konzept der Suffizienz eine zentrale Bedeutung innehat. Aufgrund ihres eingangs formulierten Erkenntnisinteresses spielt dabei die individuelle Ebene eine große Rolle. Sie beschließt folgerichtig die theoretische Einführung mit einer Überblicksdarstellung, was unter suffizienten Lebensstilen zu verstehen ist und was diese ausmacht. 

Ein methodisch überzeugendes Vorgehen

Ehe im vierten Kapitel die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung präsentiert werden, widmet die Autorin zunächst der Darstellung des methodischen Vorgehens ein eigenes Kapitel. Hier wird besonders deutlich, dass es sich bei der Publikation um eine Dissertation handelt. Detailliert wird u. a. auf die methodologischen Grundlagen, den Prozess der Datenerhebung und die in der Auswertung vorgenommene Typenbildung eingegangen. 

Vielschichtige Handlungstypen und ihre gesellschaftliche Relevanz

Die Auswertungsergebnisse der narrativen Interviews stellt die Autorin im vierten Kapitel vor. Anhand einer komplexen Kategorisierung wird es ihr möglich, vier Handlungstypen hinsichtlich der Zielsetzung eines suffizienten Lebensstils zu bilden. Diesen als Selbstfürsorger, Trittbrettfahrer, Inspiratoren und Transformatoren bezeichneten Typen ist gemein, dass ihnen suffiziente Lebensstile wichtig sind, jedoch variieren ihre dazu wirkenden Orientierungsmuster zwischen einer individuell-alternativen und einer kollektiv-kollaborativen Wertorientierung. Diese Orientierungsmuster gewinnt die Autorin ebenfalls im Rahmen der Auswertung, indem sie als Bezugssystem zunächst eine Binnen- und eine Außenperspektive hinsichtlich der treibenden Faktoren für einen suffizienten Lebensstil erkennt und anschließend im Interview erfragte Belastungsfaktoren damit in Verbindung setzt. Darunter versteht die Autorin negative Lebensaspekte wie bspw. das Gefühl von Einsamkeit, eine empfundene hohe Belastung im Job (Binnendimension) oder artikulierte Gesellschaftskritik bzw. Wahrnehmungen von sozialer Ungerechtigkeit (Außendimension). Diese verdichtet sie sodann methodisch zu zwei grundlegenden Orientierungsmustern suffizienter Lebensstile: einer vorrangig individuell-alternativen Wertorientierung sowie einer stärker kollektiv-kollaborativen Wertorientierung. Auf Basis dieses Konzepts wird es ihr schließlich möglich, vier Handlungstypen suffizienter Lebensstile zu identifizieren, die sich aus der Kombination von Binnen- und Außendimension sowie den beiden weitergeleiteten Orientierungsmustern ergeben: 

    • Selbstfürsorger kennzeichnet demnach ein vorwiegend individuelles Orientierungsmuster und eine starke Innenausrichtung,  

    • Inspiratoren ein individuelles Orientierungsmuster und eine starke Außenausrichtung,

    • Trittbrettfahrer ein kollektives Orientierungsmuster und eine vorherrschende Innenausrichtung sowie schließlich

    • Transformatoren ein kollektives Orientierungsmuster in Verbindung mit einer dominierenden Außenausrichtung. 

Gelungen an der lesenswerten und analytisch überzeugenden Darstellung ist vor allem die konsequente Einbettung der Sichtweisen von Befragten. Die umfangreiche Integration von Zitaten bei der Entwicklung der methodischen Bausteine erleichtert es Leser*innen, die Entwicklung der einzelnen Kategorien zu verstehen und nachzuvollziehen. 

Insgesamt verdeutlicht das Buch einmal mehr den ökologischen und persönlichen Mehrwert von Suffizienz. In Anlehnung an ein wohlbekanntes Sprichwort lässt sich nach seiner Lektüre sagen: Viele individuelle Wege führen in die gemeinsame Suffizienz. 

Buchinformationen
Autor*in: Petra Müller
Titel: Zwischen Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Transformation. Einflussfaktoren für suffiziente Lebensstile
Verfasser*in: Petra Müller
Verlag: Oekom
ISBN: 978-3-98726-042-1
Softcover, 300 Seiten
Erscheinungstermin: 04.04.2024

Rezension: „Lust auf Verzicht“

Der Wirtschaftswissenschaftler und Konsumforscher Ingo Balderjahn erkundet in seinem neuen Sachbuch „Lust auf Verzicht“ die gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle von Konsum bzw. Konsumverzicht. Frisch im Oekom Verlag  am 11. Januar 2024 erschienen, bietet es ein aktuelles Portrait des polarisierenden Themas ‚Verzicht‘ als Bestandteil von Klimaschutz. 

Meinungsumfragen zu Umwelteinstellungen zeigen in Deutschland hohe Zustimmungswerte zu Umwelt- und Klimaschutz auf. In der Praxis klafft jedoch häufig eine Lücke zwischen sozial erwünschten Lippenbekenntnissen über das eigene umweltbewusste Konsumverhalten und dem, was am Ende im Einkaufswagen landet – digital oder analog. In diesem Spannungsfeld beleuchtet der Autor, wie Konsumentscheidungen getroffen werden und warum ein sparsam gefüllter Einkaufswagen ein Gewinn für das Gemeinwohl sowie das persönliche Wohlbefinden sein kann.

Der rote Faden

Ausgangspunkt des 216 Seiten starken Buches ist der globale Klimawandel – eine existenzielle Bedrohung für das Leben, wie wir es kennen. Es wird das Dilemma beschrieben, zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum entscheiden zu müssen ­– laut dem Autor ist aktuell nicht beides gleichzeitig möglich. Wenn wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen erhalten möchten, ergibt sich daraus, dass eine Reduktion des mit Konsum einhergehenden Umweltverbrauchs unumgänglich ist. Das ist leichter gesagt als getan, findet Balderjahn und skizziert die Entstehung und persönliche Bedeutung von Konsummustern sowie die resultierende gesellschaftliche Verantwortung.

Im Anschluss schlüpft der Konsumforscher in die Rolle eines Ökonomen sowie eines Politikers und beschreibt ein aus seiner Sicht bisweilen verzerrtes Bild der beiden Akteursgruppen von Konsument*innen. Aber wie verhalten sich Konsument*innen wirklich? Was bewegt sie? Und was bedeutet dies für nachhaltigen Konsum? Die Ergründung dieser Fragen führt auf das große Thema des Konsumverzichts hin. Balderjahn beschreibt mögliche Motivatoren, selbstbestimmt auf Konsum zu verzichten und erkundet darunterliegende Werte und Einstellungen. Der Bedeutung des ‚Empowerments‘ auf dem Weg zum Konsumverzicht wird hierbei viel Platz eingeräumt. Doch auch ermächtigte Konsument*innen sind von zahlreichen Barrieren betroffen, die einem nachhaltigen Lebensstil im Weg stehen. Der Autor beschreibt diese Hindernisse ausführlich und liefert im abschließenden Teil des Buches einige Lösungsansätze zu deren Bewältigung.

Die mit aussagekräftigen Titeln untergliederte Kapitelstruktur bietet eine hilfreiche Orientierung, um sich in den Inhalten zurechtzufinden. Der rote Faden führt klar von einer Problemlage und deren Beschreibung hin zu Lösungsansätzen. Dabei zieht sich ein kritischer Tenor gegenüber dem immer noch vorherrschenden normativen Verständnis in der Wissenschaft vollständig rationalen Verhaltens ökonomisch denkender Individuen durch das gesamte Buch.

Perspektiven auf Konsum

Durch seine langjährige Forschungspraxis gelingt es dem Autor, wissenschaftliche Erkenntnisse zu Konsumentenverhalten in ein größeres Gesamtbild einzubetten. Stilistisch greift er hierbei vielfach auf Wiederholungen inhaltlicher Aspekte in unterschiedlichen Kontexten zurück. Dadurch entsteht einerseits eine Art nuancierter Rundumblick über die verhaltenswissenschaftlichen Hintergründe von Konsum, andererseits liest sich das Buch dadurch streckenweise etwas langatmiger. Sprachlich ist das Buch dennoch gut verständlich, da es keine Fachausdrücke voraussetzt, sondern sie als bewusstes Extra ergänzt und erklärt. Gelegentlich bringt die vereinfachte Ausdrucksart auch zunächst plakativ erscheinende Aussagen hervor, die jedoch anschließend erläutert werden:

„Nur ist die Quelle für Lebensglück nicht der Konsum, sondern der bewusste Verzicht darauf“ (Ingo Balderjahn, S. 137).

Ob Konsumverzicht nun in erster Linie mit persönlichen Vorzügen oder Entbehrungen einhergeht, wird im Buch der individuellen Situation und Wahrnehmung zugeschrieben. Jedoch wird die bereits im Titel erkennbare Einschätzung des Autors, dass ein bewusster Konsum nachhaltig glücklicher machen kann, ausführlich beschrieben und wissenschaftlich untermauert. Trotzdem wird nicht verkannt, dass bewusster Konsum auch seine Schattenseiten im persönlichen Komfort beinhalten kann. Mal stellen Aussagen die Vorzüge, mal die Kosten in den Vordergrund. Mit Lesen des Buches ergibt sich so trotz des lenkenden Titels ein differenziertes Gesamtbild.

Balderjahn legt dar, dass Bürger*innen verstärkt von der Politik gefordert und gefördert werden sollen. Eine politische Kommunikation, die Selbstverantwortung und Selbstbestimmung ermutigt, ist daher gefragt. Das Buch regt seine Leser*innen an, sich der Macht und Verantwortung des eigenen Konsums bewusst zu werden und ihre Dosierung zu reflektieren.

Fazit

„Lust auf Verzicht“ richtet sich an alle Menschen, die offen sind, sich dem Thema Konsum aus einer kritischen, konsumwissenschaftlichen Perspektive zu nähern. Wer sich konkrete Hands-on Inspirationen für einen persönlich bewussteren Konsum erhofft, ist hier an der falschen Adresse. Die Umsetzung des Titels bleibt vorwiegend im abstrakten Bereich. Angehende Leser*innen sollten also Interesse an theoretischen Konzepten und den Erkenntnissen empirischer Studien mitbringen. Verzichtet wird dabei auf sprachlich hochtrabende Abstraktionen im Sinne eines niedrigschwelligen Einstiegs in komplexe Sachverhalte. Wer sich inspirieren lassen möchte, positive Betrachtungsweisen für das unbeliebte Thema Verzicht zu gewinnen, ist hier genau richtig.

Buchinformationen

Autor: Ingo Balderjahn
Titel: Lust auf Verzicht. Warum bewusster Konsum glücklich macht und dem Klima hilft.
Verlag: Oekom
ISBN: 978-3-98726-081-0
Softcover, 216 Seiten
Erscheinungstermin: 11.01.2024

 

Adieu Weihnachtsstress

Alle Jahre wieder ist es im Dezember so weit. Zum Ausklang des Jahres kommt zunächst die Adventszeit, gefolgt vom Großereignis Weihnachten. Besinnlichkeit, Barmherzigkeit, Solidarität, Nächstenliebe und soziales Miteinander – die Advents- und Weihnachtszeit bringen auch durch die Brille der Suffizienz betrachtet viel Gutes mit sich. Zugleich ist es jedoch auch immer eine der umsatzstärksten Zeiten des Jahres im Handel und viele Menschen wirken gestresster denn je. Es ist diese unnötige Diskrepanz, die im Folgenden näher betrachtet wird. 

Tradition Weihnachten   

Weihnachten ist ein fest verankerter Feiertag in unserer Gesellschaft und geprägt von Traditionen und Ritualen. Festlich geschmückte Fenster und Weihnachtsbäume, Lichterketten und Kerzen erhellen die Straßen und Wohnungen. Überall gibt es leckere Naschereien. Die Krippe mit den Figuren der Weihnachtsgeschichte wird aufgestellt und die Deko am Weihnachtsbaum verschönert den Raum. Die Pflege althergebrachter Traditionen sorgt für Vertrautheit und Gemütlichkeit. Doch das wirklich Besondere an der Weihnachtszeit ist das Soziale und die Gemeinschaft – die Zeit, die sich Familie und Freunde füreinander nehmen. Es vermag eine entschleunigende Zeit zu sein, mit gutem Essen, Weihnachtsfilmen, Gesellschaftsspielen und besinnlicher Musik.

Konsumstress und Ressourcenverschwendung

Doch allzu oft sieht es anders aus. Schuld daran ist nicht zuletzt der Shoppingstress. Dieser ließe sich natürlich am einfachsten vermeiden, wenn man auf Präsente gänzlich verzichten würde. Das wäre nebenbei auch sehr ressourcenschonend. Doch Geschenke an Weihnachten haben eine lange, gesellschaftlich fest verankerte Tradition, die aus dem christlichen Glauben resultiert und Wertschätzung und Nächstenliebe ausdrücken soll.

Insofern ist die weniger radikale Frage nicht ob, sondern wie bzw. was geschenkt wird. Dass dabei leider sehr häufig blinder Aktionismus gegenüber wohlbedachten Einkäufen den Vorzug erhält, zeigen die hohen Retourenquoten nach den Feiertagen. Das ist gleich in mehrfacher Weise kontraproduktiv: Den Schenkenden kostet es Zeit, Geld und Nerven, das Geschenk zu erwerben. Der Beschenkte freut sich nicht, ist möglicherweise sogar wegen des unpersönlichen Geschenks enttäuscht und hat am Ende seinerseits Stress beim Umtausch bzw. der Rückgabe. Oder noch schlimmer: Das Mitbringsel landet direkt im Müll. Und im Schatten leidet still die Umwelt aufgrund der immensen Ressourcen-verschwendung. 

Bewusst schenken

Was lässt sich nun tun, um dieses Dilemma zu lösen? Eine wertvolle Orientierung bietet an dieser Stelle die Suffizienzpyramide.

Auch an Weihnachten gilt mithin das Credo, möglichst wenig Neues zu kaufen. Falls es dennoch etwas Gekauftes sein soll, lohnt es sich vorher, das Geschenk abzustimmen. Das ist zwar weniger romantisch, da der Überraschungseffekt verschwindet, doch zugleich kommt es auch nicht zu „Fehlschenkungen“. Natürlich gilt auch in diesem Fall, dass viele Produkte ein zweites Leben verdienen und Second-Hand bzw. über Tauschplattformen erworben werden können. Bei Neukäufen sollte am Fest der Liebe noch mehr als sonst auf die sozialen und ökologischen Herstellungsbedingungen geachtet werden. Ein großer Bogen sollte auch um kurzlebigen Ramsch gemacht werden. Entsprechende Produkte sind häufig nicht reparierbar und haben nur eine kurze Lebensdauer, ehe sie im Müll landen. 

Noch besser ist es, Geschenke persönlich zu gestalten und dazu möglichst vorhandene Materialien zu verwenden. Das Internet wimmelt dabei nur so von Inspirationen und Bauanleitungen. Egal, ob es Backen, Heimwerken, Basteln oder Nähen ist – für jede Fähigkeit ist etwas dabei. Und ja: Es kann passieren, dass das Ergebnis am Ende nicht perfekt aussieht. Doch das ist ein geringer Preis dafür, dass es mit persönlichem Arbeitseinsatz für eine geliebte Person erstellt wurde. Mehr Wertschätzung geht nicht. Die Kirsche auf der Torte ist dann noch das nachhaltige Geschenkpapier.

Übrigens: Generell gilt, dass Zeit für viele Menschen in unserer hektischen Zeit das kostbarste Geschenk ist. Zudem können gemeinsame Aktivitäten häufig ressourcensparsamer gestaltet werden als herkömmliche Güter. Gemeinsame Ausflüge, Konzertbesuche oder ein raffiniertes Abendessen bescheren allen Beteiligten bleibende Erinnerungen und verstauben nicht im Regal. 

Weniger ist mehr

Zum Abschluss soll noch einmal der radikale Gedanke des Traditionsbruchs aufgegriffen werden. Mehr Menschen als man gemeinhin erwartet, teilen das Gefühl einer falschen Erwartungshaltung an Weihnachten und können dem Geschenkewahn wenig abgewinnen. Insofern lohnt es sich immer, bei einem gemeinsamen Abendessen den Vorschlag zu unterbreiten, zumindest einmal ein Weihnachten ohne Geschenke zu erproben. Als Zwischenschritt bzw. Kompromiss bietet sich auch Wichteln an. Hier schenken sich nicht alle gegenseitig etwas, sondern jede*r beschenkt nur eine andere Person. 

Der günstige Black Friday – mehr Schein als Sein?

Der Black Friday lockt auch dieses Jahr wieder mit vielen Angeboten und Schnäppchen. Der Konsumtag Ende November ist nun endgültig in Deutschland angekommen. Denn ursprünglich kommt der Black Friday aus den USA und findet immer am Freitag nach Thanksgiving statt. Woher die Bezeichnung „Black Friday“ kommt, ist jedoch nicht ganz geklärt. Eine Theorie ist, dass an diesem Tag durch den erhöhten Umsatz wieder schwarze Zahlen geschrieben werden und eine andere Theorie besagt, dass die Menschenmassen, die in die Geschäfte und Einkaufszentren strömen, aussehen wie eine große schwarze Masse. Hier in Deutschland ist der Black Friday ein relativ neues Phänomen, hat sich aber in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreut.

Im letzten Jahr haben die Ausgaben an den Aktionstagen Black Friday und Cyber Monday verglichen mit 2016 um fast vier Milliarden Euro zugenommen.

Doch wie viel kann man am Black Friday wirklich sparen? Und noch viel wichtiger: Wie stelle ich sicher, dass ich nur das kaufe, was ich auch wirklich benötige?

Gar nicht so günstig

Es gibt viele Annahmen und Behauptungen rund um den Black Friday und Konsum. An diesem Tag sollen die Rabatte und Angebote unschlagbar sein. Deshalb wird der Black Friday von vielen Menschen genutzt, um die ersten Weihnachtseinkäufe zu tätigen und die neuesten elektronischen Geräte oder Klamotten zu kaufen. Oft wird am Black Friday aber mit verschiedenen Marketingstrategien lediglich vorgegaukelt, dass es sich um einen unschlagbaren Preis handle, während das in der Realität gar nicht der Fall ist. 

Rabatte werden oft basierend auf der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) des Herstellers angegeben. Tatsächlich verlangen Händler selten diesen Preis. Stiftung Warentest hat 50 Elektroprodukte in 2019 über das ganze Jahr beobachtet und ermittelt, dass an Black Friday im Gegensatz zu allen anderen Tagen nur vier von 50 Produkten tatsächlich günstiger in den Verkauf gegangen sind.

Eines dieser Elektroprodukte waren Kopfhörer, die vom Händler mit einer UVP von ca. 400 Euro versehen worden sind. Tatsächlich werden sie jedoch im normalen Verkauf das ganze Jahr über für ca. 100 Euro weniger angeboten. Das heißt, ein Black Friday Rabatt von 25 Prozent wäre demnach gar kein Rabatt, verglichen mit dem alljährlichen Angebot.

Unterbewusste Kaufentscheidunge

Um den Kund*innen ein gutes Gefühl bei der Auswahl ihrer Produkte zu geben, nutzen Händler*innen oft einen einfachen Trick: Sie bieten drei Produkte des gleichen Typs in drei verschiedenen Preisklassen an. Das günstigere Produkt erscheint qualitativ zu niedrig und das teure Produkt ist den meisten Kund*innen zu teuer. Konsument*innen neigen dazu, den mittleren Preis zu wählen, da sie sich dadurch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erhoffen. Das ist vornehmlich auch das Produkt, was die Händler*innen verkaufen wollen.

Geschäfte und Unternehmen machen sich auch noch andere psychologische Tricks zunutze: Der Kauf eines reduzierten Artikels führt zur Dopaminausschüttung in unserem Gehirn und regt zu weiteren Schnäppchenkäufen an. Signalfarben animieren zusätzlich zum Kauf.

Ein Experiment zeigte, dass allein eine Signalfarbe – ohne Rabatt – zu mehr Umsatz führen kann. Es wurde ein gelbes Schild, auf dem stand „Ladendiebstahl wird verfolgt“, neben die Kasse an eine Auslage mit Bier gehängt. Daraufhin wurde viermal mehr Bier als sonst verkauft. Hier wurde die Farbe Gelb anscheinend unterbewusst mit „Angebot“ verknüpft und das Bier hat mehr Abnehmer*innen gefunden. Der Botschaft auf dem Schild wurde anscheinend keine Beachtung mehr geschenkt. Das kann zum Beispiel unter Zeitdruck passieren. Und je weniger Zeit wir haben, desto schneller greifen diese unterbewussten Mechanismen und bestimmen unsere Kaufentscheidungen.

Die Auswirkung des Onlinehandels 

Vor allem im Onlinehandel wird durch zeitliche und scheinbare materielle Limitierung eine Konsumdringlichkeit erzeugt, die die Kundschaft zum Kauf anregen soll. Die künstliche Verknappung der Güter erzeugt eine sogenannte „Fear of missing out“ – kurz auch „FOMO“ genannt. Betroffene Menschen haben Angst, etwas zu verpassen, wenn sie nicht zugreifen.

Ein beliebtes Instrument von großen Onlinehändlern sind Balken, die den relativen Bestand eines Produktes anzeigen. Absolute Zahlen werden dabei aber nicht genannt, also kann man als Konsument*in keine Schlüsse darauf ziehen, ob dieser Restbestand drei, 300 oder 3000 Produkte beträgt und hat permanent das Gefühl, dass man zuschlagen müsse. Gleiches gilt bei einem zeitlich limitierten Angebot. Insbesondere, wenn die vermeintliche Angebotsdauer sehr kurz ist, neigen Konsument*innen verstärkt zu Impulskäufen. Aber auch im stationären Handel sind „Limited Editions“ oder „Letzte Chance“-Angebote schon lange üblich. 

Besonders ärgerlich wird es auf persönlicher Ebene für Kund*innen, wenn obendrein Betrug im Spiel ist. Denn durch die Anonymität des Onlinehandels haben sich über die Jahre auch viele Fake-Shops etabliert. Sie verkaufen gefälschte oder gar nicht existierende Produkte und man wartet vergeblich auf sein Paket oder erhält zumindest nicht das, was man sich erhofft hat.

Darf ich am Black Friday kaufen?

Natürlich. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir in Zeiten hochkomplexer Arbeitsteilung viele Güter für unser Wohlbefinden käuflich erwerben (müssen). Zwar mögen einige im Sommer Obst und Gemüse im Garten anbauen und im Winter Kresse auf der Fensterbank aussähen, doch die Wenigsten verfolgen mit gutem Grund ernsthaft den Anspruch einer autarken Subsistenzwirtschaft. 

Es geht daher nicht um die Frage, ob ich etwas am Black Friday kaufe, sondern vielmehr was und warum. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Black Friday übrigens gar nicht von allen anderen Tagen im Jahr. Wenn man z. B. sowieso ein Produkt benötigt und dieses am Black Friday günstiger bekommen kann, soll man diesen Kauf gerne tätigen. Jedoch gilt immer: Der nachhaltigste Kauf ist der, der gar nicht getätigt wurde.

Damit es dieses Jahr mit dem bewussten Konsum am Black Friday klappt, folgen abschließend nun noch fünf kleine Tipps:

  1. Eine vorgeschriebene Liste hilft, Spontankäufe zu vermeiden.
  2. Das benötigte Produkt kann vielleicht auch geliehen, gebraucht gekauft oder selbst gemacht werden. 
  3. Erkennen von Marketingstrategien hilft, nicht darauf hereinzufallen.
  4. Besondere Siegel und Zertifikate geben an, ob Produkte fair und nachhaltig produziert sind.
  5. Preisvergleiche mit dem mittleren Preis des Jahres decken auf, ob es sich um „wahre“ Rabatte handelt.